„Ape“ von Joel Potrykus


Trevor schafft es, seine Zuhörer nur selten zum Lachen bringt. Foto: Unknown Pleasures

Trevor schafft es, seine Zuhörer nur selten zum Lachen bringt. Foto: Unknown Pleasures

Schlechte Witze

Stand-Up Comedian sein ist schwer. Man setzt sich wildfremden Menschen auf einer kleinen Bühne in einem schmuddeligen Club aus und erzählt seine Witze, die alleine vor dem Spiegel noch große Brüller waren und in der Öffentlichkeit nur betretenes Schweigen auslösen.

So geht es Trevor (Joshua Burge). Trevor ist ein pyromanischer Comedian. Genauer gesagt: Mit Walkman am Gürtel zündet er gerne kleine Böller und Papierfetzen an. Seine Witze sind furchtbar und der einzige Club, in dem er auftritt, will ihn loswerden. Bei ihm läuft es auf allen Ebenen einfach überhaupt nicht gut. Keine Kohle, keine Freunde und dann tauchen manchmal ein Gorilla und der Teufel mitten in der Stadt auf. „Ape“ ist eine skurrile Low-Budget-Trash-Komödie mit einem Hauch Fantasy, angesiedelt im USA der 90er.

Die Welt ist gegen Trevor. Will er einem Obdachlosen einen Dollar spenden, spendet er aus Versehen 10. Möchte er seinen Lieblingstraubensaft kaufen, wird der nicht mehr verkauft. Und die Zuschauer rufen zunehmend mehr dazwischen, wenn er auf der Bühne steht. Da ihm das Kabelfernsehen abgestellt wurde, bleibt ihm nur noch sein Kokeln. Sein Leben ist trist und einsam. Bis er den Teufel trifft und einen Deal mit ihm eingeht. Trevor tauscht einen Witz ein und bekommt dafür einen Apfel. Fiktion und Realität beginnen sich mehr und mehr zu vermischen.

Ape“ entwickelt sich langsam. Trevors Leben wird ganz genau beleuchtet und zeitweise ist der Film so öde wie Trevors Leben selbst. Doch wie so oft wird das Ganze mit dem Auftritt des Teufels interessanter. Die Handlung wird spannender. Trevor wird mutiger, sein Ventil ist nicht nur das Zündeln sondern Gewalt. Oder ist es nur tagträumerischer Irrsinn? Nimmt er wirklich den Baseballschläger und geht zum Nachbarn? Schlägt er wirklich einen querulanten Zuschauer mit dem Mikrofonständer?

Der Film irritiert, wenn aus Trevor ein Traubenpflänzchen wächst und ist anstrengend anzuschauen, wenn er zum zehnten Mal denselben schlechten Witz erzählt. Dennoch versteht es Regisseur Joel Potrykus die Wut und zermürbende Verzweiflung eines unverstandenen Künstlers zu verbildlichen. Ausgezeichnet 2012 auf dem Locarno Film Festival für beste Nachwuchsregie und bestes Erstlingswerk, fasst „Ape“ das Leben eines Outsiders der Generation X der 90er mit Garage-Punk und Langeweile zusammen, der sich langsam einen „vernünftigen“ Job suchen sollte, aber eigentlich lieber seinen Träumen nachhängt.

Die einzige Lösung, wenn die grausame Realität droht Trevor einzuholen: Musik aufdrehen und Molotov-Cocktails zünden. Wer absurdes Kino ohne große Handlung dafür allerdings mit einer ordentlichen Portion Punk mag, der wird mit „Ape“ einen vergnüglichen Abend haben.

Laura Varriale