„Feuerwerk am helllichten Tage“ („Black Coal, Thin Ice“) von Diao Yinan


Gwei Lun Mei gibt die zwielichtige Femme Fatale. (c) Berlinale

Gwei Lun Mei gibt die zwielichtige Femme Fatale. Foto: Berlinale

Dass eine solche Herangehensweise für den Zuschauer nicht immer einfach ist, versteht sich von selbst. Etwas anders zu machen, heißt noch lange nicht, es besser zu machen. Fände „Black Coal, Thin Ice“ nicht meist im letzten Moment wieder zu sich, er wäre als wirre, etwas bittere Kost im Müllschlucker der Filmgeschichte gelandet. Doch stattdessen bereichert er eben jene um einige Szenen, die das cineastische Herz höher schlagen lassen. Höhepunkte: Eine Schlittschuh-Verfolgungsjagd und eine wüste Feuerwerk-Attacke aus dem Hinterhalt.

Ein weiterer Grund, warum „Black Coal, Thin Ice“ trotz Widrigkeiten funktioniert, ist Hauptdarsteller Liao Fan. Er interpretiert den ruchlosen Zhang gleichsam bemitleidenswert wie aggressiv. Ein verletztes Raubtier, bei dem nie sicher ist, ob es sich bereitwillig in die helfenden Hände seines Retters begibt oder ihn mit einem letzten panischen Angriff in den Tod reißt. Ob er untersucht und ermittelt oder trinkt und Frauen belästigt – stets wirkt er verschlossen und unberechenbar. Dass sein einziger emotionaler Ausbruch – eine triumphierender Siegestanz – dann ziemlich urkomisch aussieht, verwundert kaum.

Mit „Black Coal, Thin Ice“ verpasst Diao Yinan dem Film Noir einen schmuddelig-schrägen Anstrich wie er nur aus Ostasien kommen kann. Ob sein beinahe selbstverliebtes Spiel mit dem Spannungsbogen notwendig ist, muss jeder Zuschauer selbst entscheiden. Doch die handwerklichen Klasse Yinans ist über jeden Zweifel erhaben.

Peter Correll

Feuerwerk am helllichten Tage („Black Coal, Thin Ice„), Regie: Diao Yinan, Darsteller: Liao Fan, Gwei Lun Mei, Wang Xuebing, Kinostart: 24. Juli 2014, DVD-Start am 6. November 2014

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