Berlinale-Filmkritik: „Stratos“ von Yannis Economides


"Stratos" von Regisseur Yannis Economides zeigt ein tristes Griechenland. (c) Berlinale

„Stratos“ von Regisseur Yannis Economides zeigt ein tristes Griechenland. (c) Berlinale


Economides nimmt sich auf beinahe sadistische Weise Zeit, verfolgt den Absturz der Menschlichkeit mit ebenso selbstverständlicher, stoischer Ruhe wie seine Protagonisten. Präzise Aufnahmen treffen auf wütende, aber sinnentleerte Dialoge. Wo früher Austausch war, ist heute Fäkalsprache oder Schweigen. Je dichter sich das Netz der Würdelosigkeit zusammenzieht, desto mehr ertappt man sich dabei einen – zur Not gewaltsamen – Ausbruch herbeizusehnen. Damit sich irgendetwas ändert.

Yannis Economides dreht den cineastischen Soundtrack zur griechischen Krise. Bleibt nur zu hoffen, dass wir es hier nicht mit einem realistischen sondern tiefpessimistischen, allegorischen Porträt der griechischen Gesellschaft zu tun haben. Anzeichen dafür gibt es: Anders als in zwei Stunden „Stratos“ scheint in Griechenland doch nach wie vor die Sonne. Hoffentlich.

Peter Correll

Stratos„, Regie: Yannis Economides, Darsteller: Vangelis Mourikis, Vicky Papadopoulou, Petros Zervos

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