„Ein Lied für Nour“ („The Idol“) von Hany Abu-Assad
Doch dann kommt der Einschnitt: Nour erleidet ein Nierenversagen und muss fortan zur wöchentlichen Dialyse. Sie kann nicht mehr spielen, sie verlässt die Band. Sie braucht eine Spenderniere oder 15.000 Dollar, um eine zu kaufen. Doch ihre Eltern haben nicht die Mittel und ein Spender ist nicht in Sicht, Nours Zustand verschlechtert sich.
Mohammed muss alleine weitermachen und wird desillusioniert. Erst als junger Erwachsener beginnt er wieder Hoffnung zu schöpfen, nachdem er die erste Staffel von Arab Idol gesehen hat. Er verschafft sich ein Visum, reist nach Kairo und wird mit 23 Jahren zur Hoffnung Tausender Palästinenser.
„Das ist ein Sieg für ein friedliches Palästina“, schreiben die Medien. Abu-Assads Film ist ein arabisches Märchen, das von Familienzusammenhalt, Enttäuschung, Liebe und dem großen Durchbruch erzählt. Es zeigt allerdings auch, welchem Druck Mohammed als Hoffnungsträger eines Landes unterliegt, das kaum noch an eine politische Lösung glaubt.
„The Idol“ grenzt oft am Kitsch, arbeitet mit viel Humor und lässt, anders als seine Oscar-nominierten Vorgänger „Paradise Now“ und „Omar“, weitgehend den Nahost-Konflikt im Hintergrund und Emotionen im Vordergrund. Der Kitsch sei verziehen, er entpolitisiert die Situation in der sich die Figuren befinden.
Die eher einfache Storyline macht der sehr starke Cast wett. Atallah als Nour dominiert das Biopic bis zu ihrem Rollentod und wird von Tawfeek Barhom, der den erwachsenen Mohammed spielt, abgelöst.
Abu-Assad hat einen massentauglichen Film geschaffen, der das Herz erwärmt. Ein arabisches Märchen, das tatsächlich Wirklichkeit geworden ist. Manchmal sind Casting-Shows eben doch gar nicht so schlecht.
Laura Varriale
„The Idol„, Regie: Hany Abu-Assad, DarstellerInnen: Qais Atallah, Hiba Atallah, Ahmad Qassim, Abdelkarim Abu Baraka, Tawfeek Barhom, Kinostart: 1. Dezember 2016