„Big Game“ von Jalmari Helander
Schon 2010 sorgte der finnische Regisseur und Drehbuchautor Jalmari Helander mit seinem bösen Weihnachts-Fantasy-Streifen „Rare Exports“ für eine faustdicke Genre-Überraschung. Hauptdarsteller übrigens – damals wie heute – sein kleiner Neffe Onni Tommila.
Helander beweist mit beiden Filmen sein Gespür für Skurriles und Unterhaltung. Der latente Größenwahn des Projekts, wo nichts Geringeres als die Air Force One samt des US-Präsidenten in Finnland (!) gekapert wird und der wichtigste Mann der Erde im Verlauf des Abenteuers eine rasante Tour in einer Tiefkühltruhe überstehen muss, steht „Big Game“ hervorragend.
Helander paart rasante, aber handgemachte Action mit situationskomischen Elementen, die dank des absurden Settings entstehen, wo sich ein Kind als Retter gegen übermächtige und schwerbewaffnete Terroristen beweisen muss – statt nur einen Elch zu erlegen, was ihm nicht mal der eigene (Über-)Vater zutraut.
Dieses Widerspiel der Elemente funktioniert nicht immer, manchmal kommt „Big Game“ ein wenig altbacken daher und erinnert mit seinem Look, aber auch mit seinem Humor an seine offensichtlichen Vorbilder aus den 1980er-Jahren, wie etwa die „Stirb Langsam„-Reihe. Das mag im Vergleich zu mancher der heutigen Materialschlachten Sympathien wecken, wirkt an anderer Stelle aber auch antiquiert. Unter dem Strich bleibt solide Action-Unterhaltung von echten Kerlen für echte Kerle – denn Frauen spielen in „Big Game“ überhaupt keine Rolle.
Denis Demmerle
„Big Game„, Regie: Jalmari Helander, Darsteller: Samuel L. Jackson, Onni Tommila, Jim Broadbent, Ray Stevenson, Mehmet Kurtuluş, u.a., Kinostart: 18. Juni 2015