„Boy 7“ von Özgür Yildirim

Es mag daran liegen, dass ein Bonner U-Bahnschacht nie die gleiche Wirkung erreichen kann wie ein New Yorker U-Bahnschacht. Oder daran, dass der Mittzwanziger David Kross ein wenig zu bemüht, jugendlich wirken möchte. Oder einfach bloß daran, dass es deutsches Genrekino noch immer schwer hat. Regisseur Özgür Yildirim, der mit dem Gangsterfilm „Chiko“ 2009 Erfolge feierte, bemüht sich um einen spannungsreichen Film für Jugendliche und lehnt seine Ästhetik dabei an den deutschen Technikthriller „Who am I“ an, der im vergangenen Jahr als deutscher Ausflug ins Genrekino gefeiert wurde. Schnelle Schnitte, abwechslungsreiche Kamerafahrten, ein Spiel mit der Perspektive. Der Versuch gelingt. Optisch sieht „Boy 7“ ordentlich aus.
Mit den Protagonisten Sam/Boy7 (David Kross) und Lara/Girl8 (Emilia Schüle) lässt sich der Tage wenig falsch machen. Auch wenn keinem von ihnen die Rolle des Außenseiters so richtig auf den Leib geschrieben scheint.

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Aber die Geschichte rund um Microchip-Implantationen und Gehirnwäsche bleibt zu oberflächlich, zu vorhersehbar und zu abgegriffen. Keine Szene bringt Innovation in das Genre. Bilder und Handlung verharren mutlos im eng gesteckten Rahmen des Altbekannten. Die Bösen bleiben auch für ein jugendliches Publikum zu stereotyp, sind sadistisch, um des Sadismus willen. Es fehlt an Motivationen.

Die goldene Regel des Science Fiction Genres, nach der eine erfundene Welt, eine die von unserer abweicht, in sich stimmig sein muss, wird missachtet und so muss der Zuschauer sich schon bemühen, um keine Logikfehler aufzudecken.

Gleichzeitig traut „Boy 7“ seinem jugendlichen Publikum nicht genug zu und so wird die Spannung immer wieder von ausschweifenden Erklärungen unterbrochen, um sicherzugehen, dass auch kein Zuschauer auf der Strecke bleibt. So bleibt „Boy 7“ am Ende leider ein weiterer gescheiterter Versuch, das Genrekino in Deutschland für den Mainstream erfahrbar zu machen.

Emily Grunert

„Boy 7„, Regie: Özgür Yildirim, Darsteller: David Kross, Emilia Schüle, Jens Harzer, Jörg Hartmann, Liv Lisa Fries, u.a., Kinostart: 20.August 2015