„Das kalte Herz“ von Johannes Naber



Wäre da nicht die Besetzung. Der Film leidet darunter, dass ein Staraufgebot wohl entscheidender war als eine passende Figurenzeichnung. Frederick Laus Peter wirkt immer etwas zu einfältig, Moritz Bleibtreu in der Rolle des furchteinflößenden Holländer-Michels einfach nur fehl am Platz. Ein Fakt über den auch die sehr futuristische Arbeit von Kostüm und Maske nicht hinwegzutäuschen vermag.

Allen, die Hauffs Märchen als Kinder lasen, dürften darüber hinaus die Freiheit auffallen, die Naber sich mit dem Stoff erlaubt hat. Ganz zuschauerfreundlich wird darauf verzichtet, Peter Munk im letzten Akt als kaltblütigen Mörder seiner Frau darzustellen, zusätzliche Figuren werden hinzu gedichtet und die ein oder andere Hintergrundgeschichte ergänzt. So wird der Film zwar komplexer, nach beinahe zwei Stunden Laufzeit aber auch etwas zu seicht. Besonders schade ist, dass die wohlbekannten Reime des Glasmännchens aus dem Originalstoff es nicht in die Filmversion geschafft haben: „Schatzhauser im grünen Tannewald, bist schon viel hundert Jahre alt. Dir gehört all Land, wo Tannen stehn – lässt dich nur Sonntagskindern sehn“.

Am Ende ist das spannendste an „Das kalte Herz“ wie aktuell sich die Themen des Märchens auch knappe 200 Jahre später noch anfühlen. Die idealistisch-moralistische Art des Glasmännchens auf der einen und der Holländer-Michel als Aushängeschild einer Konsumgesellschaft auf der anderen Seite. Engelchen und Teufelchen auf der Schulter des gebeutelten Peter Munk, den schließlich Sehnsucht und Neid ruinieren.

Emily Grunert

Das kalte Herz„, Regie: Johannes Naber, DarstellerInnen: Frederick Lau, Moritz Bleibtreu, Henriette Confurius, Milan Peschel u.a., im Kino ab 20. Oktober 2016

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