„Der Papst ist kein Jeansboy“ von Sobo Swobodnik



In Swobodniks Film werden Phettbergs mühsame Sätze und die diversen Toilettenkritzeleien von den „Predigtdiensten“ konterkariert, die Josef Hader auf eine wunderbar genüssliche und lakonische Art und Weise einspricht. Die Predigtdienste sind eine Institution: Einmal wöchentlich schreibt Phettberg für die linksliberale Wiener Zeitchrift „Falter“ seine Kolumne, mit der er, nach eigenen Aussage „Ich-Kunde“ betreibt. Da gibt es Essenspläne, Traumfetzen und Philosophisches, Banales und Tiefgründiges neben- und untereinander. Dabei hält Phettbergs eigenwillige Sprache, die durch grandiose Wortschöpfungen besticht und sich dabei nicht selten der „normalen“ Grammatik gnadenlos widersetzt, die verschiedenen Gedankengebilde zusammen.

Es gehört zum Wesen Phettbergs – und auch des Films – dass der Betrachter ihn nie ganz fassen kann, dass sich das Triviale, Widerliche und Hochphilosophische immer wieder zu widersprechen scheinen. Auch während seines Karrieregipfels als Moderator der „Nette Leit Show“, die inzwischen unter den Kultklassikern des österreichischen Fernsehens rangiert, stritten sich die Geister über die künstlerische Relevanz Phettbergs, der wahlweise als „lebende Abartigkeit“ oder „Dichter“ eingeschätzt wurde. Und doch erliegt der Zuschauer nach einigen Minuten „Der Papst ist kein Jeansboy“ einer seltsamen Faszination für diesen selbsternannten „sexuell Unattraktiven“, der mit seinem Umfang, seiner künstlerischen Tätigkeit und seinen sexuellen Präferenzen die in der Gesellschaft vorherrschenden Vorstellungen von Ästhetik, von Normalität und von Kunst fortwährend in Frage stellt.

Ganz am Anfang des Films heißt es dann auch in einer Predigt: „Der große Kafka wollte, dass alles je von sich Gegebene verbrannt wird. Ich hingegen will, obwohl alles von mir Gegebene erbärmlich ist, will, dass alles unbedingt ewig erhalten bleibt.“ Mit einem klaren Blick für die Widersprüche seiner Hauptfigur leistet Swobodniks Film einen Beitrag dazu, dass der andere, verstörende und polarisierende Hermes Phettberg dem Jetzt und Morgen noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.

Marie Ketzscher

Der Papst ist kein Jeansboy„, Regie: Sobo Swobodnik, Kinostart: 2. Juli 2015

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