„Die Mitte der Welt“ von Jakob M. Erwa


In der Hauptrolle von "Die Mitte der Welt" ist Louis Hofmann  zu sehen, der als einer der spannendsten Nachwuchsschauspieler Deutschlands gehandelt wird. Foto: Universum Film/ MartinValentinMenke

In der Hauptrolle von „Die Mitte der Welt“ ist Louis Hofmann zu sehen, der als einer der spannendsten Nachwuchsschauspieler Deutschlands gehandelt wird. Foto: Universum Film/ MartinValentinMenke

In der Mitte ein blinder Fleck

Der Herbst 2016 wartet gleich mit zwei der ganz großen Jugendbuchverfilmungen auf. Im September war es für „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf soweit, im November ist „Die Mitte der Welt„, der Coming-Out Klassiker von Autor Andreas Steinhöfel, an der Reihe. Beide Filme müssen sich vor Fangemeinden behaupten, die den Adaptionen mit genauen Vorstellungen, Vorfreude und noch mehr Skepsis begegnen. Eine Herausforderung, besonders im Falle des Romans „Die Mitte der Welt„, der bereits seit den Neunziger Jahren Kultstatus genießt.

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Verfilmt wurde der Stoff bisher nicht, dabei bietet er alles, was die Pubertät ausmacht. Protagonist Phil (Louis Hofmann) muss sich dem ganzen Tableau menschlicher Emotionen stellen: Zuneigung, Neid, Angst und Eifersucht treiben ihn um. Der Film erzählt von seiner ersten (einseitigen) Liebe; von einer unbeständigen Mutter; einer auseinander bröckelnden Familie und einer fehlenden Vaterfigur. Bis auf Phil selbst scheint niemand daran interessiert, „normal“ zu sein. Und was heißt überhaupt „normal“ in einem so unkonventionellen Umfeld? Fakt ist: Phil kennt nicht einmal den Namen seines leiblichen Vaters, er hat keine Ahnung, was aus der Affäre mit dem Neuen in der Klasse (Jannik Schümann) wird und auch nicht, was dazu geführt hat, dass seine Zwillingsschwester und die Mutter kein Wort mehr miteinander sprechen. Verwirrender und überfordernder können die Teenagerjahre kaum sein. Trotzdem gelingt es dem Film – auch dank seines Sommerhit-Soundtracks – eine positive Stimmung zu verbreiten. Phil ist kein melancholischer Teenager, wie ihn der deutsche Film so gerne zeichnet. Er ist bloß auf der Suche nach Antworten.

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