„Die Nacht der Giraffe“ von Edwin


 Sehnsuchtsbilder vom Zoo. Foto: Neue Visionen Filmverleih

Sehnsuchtsbilder vom Zoo. Foto: Neue Visionen Filmverleih

Entrückte Identitätssuche

Im Grunde ist der zweite Langfilm des indonesischen Regisseurs Edwin („Blind Pig Who Wants To Fly„, 2008) schnell zusammengefasst: Die kleine Lana wird von ihren Eltern im Zoo von Jakarta ausgesetzt. Hier wächst sie in der Obhut der Tierpfleger auf, bis sie als junge Frau neugierig den schützenden Mikrokosmos verlässt, der bis dato lediglich durch die Besucherströme verriet, dass es auch eine Welt außerhalb der Zoomauern geben muss. Sie geht mit einem Cowboy und Magier, der sie jedoch schnell im Alltagsgrau der Großstadt zurücklässt.

Edwin folgt in seinem Film „Die Nacht der Giraffe“ keiner klassischen Narration. Vielmehr bedient er sich einer ungewohnten Erzählweise, die einem poetischen Blick auf die Geschichte folgt. Im ersten Drittel des Films inszeniert er in traumgleichen, wunderschönen Bildern den Zoo als Paradies und streift geradezu schlafwandlerisch von Gehege zu Gehege – und mit ihm der Zuschauer. In faszinierenden Großaufnahmen blicken wir auf die Höckerlandschaft auf dem Kopf einer Giraffe oder die übergroßen Pranken eines kleinen Bären, der tapsig über Lanas Gesicht streichelt. Wie ein Puzzle setzt Edwin die einzelnen Aufnahmen zu einem fantastischen Ganzen zusammen. Gebrochen wird der eigentümliche Charme des Films, mit dem Fortgang Lanas aus dem Zoo im zweiten Drittel des Films. Lana fängt als Masseuse in einem Erotiksalon an.

Auch hier bleibt Edwin seiner losen Erzählweise treu und verwebt collagenartig Lanas Tätigkeit mit Sehnsuchtsbildern vom Zoo. Doch anders als die Welt des Zoos, lässt sich das Stadtgeschehen dadurch nie richtig greifen. Zu sehr verharren die Szenen in Andeutungen, was wirklich mit Lana passiert – und so entzieht, wenn auch auf angenehme Weise, Edwin seine Geschichte immer wieder der Wirklichkeit.

Eileen Reukauf

Die Nacht der Giraffe Regie: Edwin, Darsteller: Nicholas Saputra, Ladya Cheryl, Dave Lumenta, Heidy Trisiana Triswan, Nazyra C. Noer, Kinostart: 17. Januar 2013