„Die süße Gier – Il Capitale Umano“ von Paolo Virzí



Der episodenhaft aufgebaute Film erzählt dieselbe Geschichte, welche durch den schicksalsträchtigen Unfall des Radfahrers gerahmt wird, aus verschiedenen Perspektiven. Nach und nach setzt sich der Hergang des gezeigten Unfalls mit Fahrerflucht bruchstückhaft zusammen und der Zuschauer erkennt die Zusammenhänge. Die gekonnt miteinander verwobenen Handlungsstränge und Perspektiven weisen einen immer ernster werdenden Tonfall auf, bis sie schlussendlich in einem bedeutungsschwangeren Finale zusammenfinden: Der Betrachter erfährt nach und nach, wie es zu dem furchtbaren Unfall mit Fahrerflucht am Abend einer missglückten Preisverleihung kam und welche Auswirkungen der Unfall für die Beteiligten hat. Die einzelnen Kapitel dröseln nach und nach die Ereignisse auf und werfen Licht auf die Akteure und die alles durchziehenden Themen: Familie versus Karriere, die scheinheilige „gute Gesellschaft“, die ewig problematische Vater-Sohn-Beziehung…

Die süße Gier – Il Capitale Umano„, der auf Stephen Amidons Bestseller „Human Capital“ beruht, ist nie langweilig, aber dennoch vorhersehbar, er verläuft in bereits zu oft gezogenen Bahnen. Abgesehen von der unausgebauten moralischen Pointe am Schluss, bietet der Film trotzdem eine solide und interessante Betrachtung moderner Familien und zeigt sehr gut den Erfolgsdruck unserer Gesellschaft auf, der die wirklich wichtigen Dinge oft in den Hintergrund drängt und für den der drohende Verlust eines menschlichen Lebens mit Zahlen aufwiegbar ist. „Die süße Gier – Il Capitale Umano“ begeisterte in Italien Publikum und Kritik und wurde mit allen nationalen Filmpreisen (u.a. beim David di Donatello, dem italienischen Filmpreis: Bester Film und in sechs weiteren Kategorien; Nastro d’argento: Bester Film, Bestes Drehbuch; Globo d’oro: Bester Film; Ciak d’oro: Beste Regie, Bestes Drehbuch) ausgezeichnet.

Christina Wintersteiger

Die süße Gier – Il Capitale Umano„, Regie: Paolo Virzí, DarstellerInnen: Valeria Bruni Tedeschi, Fabrizio Bentivoglio, Valeria Golino, Fabrizio Gifuni, Luigi Lo Cascio, uvm., Kinostart: 8. Januar 2015, auf DVD ab 10. Juli 2015

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