„Die Wolken von Sils Maria“ von Olivier Assayas
Die Berge, die Valentine anfangs nur als Störfaktor für ihr Handysignal wahrnimmt, werden mit dem Fortschreiten des Films zu ihrer entschleunigenden Umgebung. Die beiden Frauen brechen mit der Distanz zwischen sich und der Rastlosigkeit in sich selbst. Die Szenen, in denen Maria und Valentine wie selbstverständlich miteinander umgehen, berühren besonders. Bei Wein am Abend wirken sie wie Freundinnen, im intimen Gespräch wie Mutter und Tochter. Wenn Valentine mit dem Auto vom Grundstück fährt, steht Maria auf dem Balkon und sieht ihr nach. Gleichzeitig braucht es nur einen kurzen Blickwechsel und sie sind wieder Fremde. Dass sie sich gegenseitig herausfordern und spiegeln, macht ihre Nähe fragil.
„Clouds of Sils Maria“ überzeugt durch seine subtile Darstellung der Welt, die uns umgibt und ergänzt sie durch Landschaftsaufnahmen wie aus einem Heimatfilm. In den Emotionen, die er abbildet, scheint der Film zeitlos, während er sich thematisch direkt ans Tagesgeschehen koppelt.
Assayas ist Binoches Wunsch mit „Clouds of Sils Maria“ nachgekommen: Er hat ihr eine tiefgründige Rolle geschrieben, die sich je nach Perspektive des Zuschauers anders lesen lässt. Aber er hat noch mehr getan: Assayas zeichnet die Portraits gleich zweier Frauen, die sich in ihrer Ambivalenz und Autonomie als brilliante Besetzung beweisen.
Emily Grunert
„Clouds of Sils Maria„, Regie: Olivier Assayas, DarstellerInnen: Juliette Binoche, Kristin Stewart, Chloë Grace Moretz, Lars Eidinger, Hanns Zischler; Kinostart: 18. Dezember 2014, auf DVD ab 27. August 2015