„Under the sun“ von Vitaly Mansky


Leben in Pjöngjang - wie es sich das Regime vorstellt, zeigt "Under The Sun". Foto: Dok Leipzig 2015

Leben in Pjöngjang – wie es sich das Regime vorstellt, zeigt „Under The Sun“. Foto: Dok Leipzig 2015

Das beste Land der Welt

Im ersten Moment scheinen die Bilder von Manskys Dokumentarfilm „Under the sun“ aus einer Margarine- oder Waschmaschinenwerbung der 1950er Jahre zu stammen. Sie zeigen die ideale Familie, Vater, Mutter und Tochter, in der idealen Wohnung mit perfekt sitzender Frisur, adretter Kleidung und einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Ein Kinderlied ertönt: Zeile für Zeile, eine Hymne an das Vaterland und seinen großzügigen Wohltäter – Nordkorea und Kim Il-sung und dessen Sohn.

Mansky bekam die Erlaubnis, in Pjöngjang zu filmen. Dies geschah allerdings unter der strengen Überwachung von nordkoreanischen Geheimdienstmitarbeitern, die Themen, Orte und Dialoge des zu drehenden Films vorgaben. Auf diese Weise folgt der Zuschauer gemeinsam mit den ausländischen Gästen dem achtjährigen Mädchen Zin-mi in die Schule. Dort erhält sie einen einfachen, aber äußerst eingängigen Geschichtsunterricht, der im Wesentlichen darin besteht, dass der „allwissende, großartige“ Vater der Nation mit Einsatz von großem Mut und Intelligenz das Land vor den japanischen und ausländischen Schurken befreit hat und immer noch beschützt.

Als einschlägiges Ereignis im Leben eines nordkoreanischen Kindes gilt der Eintritt in die Kinderunion der Volkspartei. Zin-mi gelobt in Anwesenheit von Kriegsveteranen und hunderten anderen Kindern, sich als gute Patriotin zu gebärden und dementsprechend ihr Leben ihrem Land zu widmen. Dieses Initiationsritual in die höheren Ränge der Gesellschaft wird in der Folge als wichtige Auszeichnung gesehen, die den Eltern als hoher Verdienst angerechnet wird, zu dem sie bei jeder Gelegenheit beglückwünscht werden.

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