„German Angst“ von Buttgereit, Kosakowski und Marshall



Etwas mehr Handlungsspielraum bietet der zweite Teil „Make A Wish“ von Michal Kosakowski. Ein verliebtes polnisches Pärchen erkundet ein verlassenes Industriegelände. Sie sind beide taubstumm und während sie die graffitiverschmierten Gebäude betreten, erläutert Jacek seiner Freundin Kasia in Zeichensprache die magischen Kräfte eines geheimnisvollen Amuletts. Dieses ermöglicht Menschen anscheinend, die Körper zu tauschen. Jacek berichtet, dass es hierdurch seiner Großmutter zu Zeiten des zweiten Weltkriegs gelungen sein soll, der brutalen deutschen Invasion in einem kleinen polnischen Dorf zu entkommen. Dieser Handlungsstrang wird in einer visuell durchaus reizvollen Rückblende erzählt. Ein Nazioffizier mit verblüffender Ähnlichkeit zu Heinrich Himmler schlachtet sich mit seiner Militärstruppe durch die Dorfbevölkerung, dass es jedem Liebhaber der vergangenen Naziploitation-Werke eine Freude sein sollte.

Zurück in der Gegenwart überrascht eine Gruppe Skinheads das junge Paar in der Fabrikhalle und beginnt ein gewaltsames Machtspiel mit ihnen. Kasia verwendet das Amulett, um ihren malträtierten Freund und den Anführer der Skinhead-Truppe die Identitäten tauschen zu lassen. Doch ist es wirklich Jaceks Persönlichkeit, die nun im Körper seines Opponenten steckt? Selbstzweckhafte Gewaltfantasien in Verbindung mit der (Neo-)Naziideologie werden in Kosakowskis Filmbeitrag bewusst eingesetzt, um sich von den geschichtstreuen und übermäßig zahmen deutschen Weltkriegsdramen abzusetzen. Jedoch können einige der Schauspieler innerhalb der Skinhead-Gruppe die gesetzten Ambitionen nicht aufrechterhalten. Dadurch läuft insbesondere der mögliche Twist am Ende ein wenig ins Leere hinaus.

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