„German Angst“ von Buttgereit, Kosakowski und Marshall


Marschalls "Alraune" markiert den Höhepunkt. (c) Pierrot Le Fou

Marshalls „Alraune“ markiert den Höhepunkt. (c) Pierrot Le Fou

Andreas Marschalls Abschluss „Alraune“ sucht die Angst in einem metaphysischen Grundkonzept. Der Werbefotograf Eden arrangiert ein Treffen mit einer Internetbekanntschaft im Berliner Nachtleben. Nach einer körperlichen Annäherung und dem gemeinsamen Drogenkonsum auf einer Clubtoilette verschwindet diese plötzlich fluchtartig. Er folgt ihr zu einem mysteriösen Privatclub, wo ihn ein dämonischer Petrus (großartig gespielt von Rüdiger Kuhlbrodt) an der Tür empfängt. Dieser klärt ihn darüber auf, dass er ihm nur Zugang gewähren kann, wenn Eden ihm seine Seele mit einem Kuss überschreibt. Eden geht auf dieses Angebot ein und erhält Zutritt zu seinen geheimsten sexuellen Wünschen und Begierden.

Die rauschhaften psychedelischen Bilderwelten von Dario Argentos „Suspiria“ treffen in den Räumlichkeiten auf die verborgenen Geheimnisse von Stanley Kubricks „Eyes Wide Shut„. Während eine mysteriöse Substanz aus dem Nachtschattengewächs seine Wirkung tut, verliert sich Eden mehr und mehr in den Abgründen der deutschen Landeshauptstadt. Marschall entwirft mit „Alraune“ eine geheimnisvolle und visuell beeindruckende Vision, welche den Zuschauer mit Spannung danach dürsten lässt, hinter die prunkvolle und gefährliche Oberfläche dieses Clubs schauen zu können.

German Angst“ richtet sich in erster Linie weniger an Connaisseure der ernsthaften Filmkunst, sondern vor allem an ein Publikum aus Genre-Kennern des sex- und gewaltgeladenen Bahnhofskinos. Allen drei Episoden muss man jeweils den Versuch zu Gute halten, eigene Horrorszenarien zu entwickeln, anstatt lediglich bekannte Splatter- und Gruselmotive zu kopieren. Jedoch kann insgesamt nur der überaus gelungene dritte Teil „Alraune“ als rundum überzeugender Beitrag aus dieser Kurzfilm-Trilogie hervorstechen.

Henning Koch

German Angst„, Regisseure: Jörg Buttgereit, Michal Kosakowski, Andreas Marshall, DarstellerInnen: Rüdiger Kuhlbrodt, Milton Welsh, Andreas Pape, Annika Strauss, Matthan Harris, Lola Gave, Kinostart: 7. Mai 2015

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