Berlinale Filmkritik: „Güeros“ von Alonso Ruizpalacio


Was zunächst nach Low-Budget-Buddy-Movie aussieht, entwickelt sich zum Roadmovie durch Mexiko City, stilistisch an den frühen Jim Jarmusch und „Stranger Than Paradise“ erinnernd. Unterteilt in Kapitel, die nach den unterschiedlichen Stadtvierteln benannt sind, schildert Ruizpalacio weniger eine Geschichte als das Lebensgefühl einer heranwachsenden Generation, die auf ihre Zukunft wartet. Zuweilen dynamisch, dann wieder ganz melancholisch und begleitet von einem Soundtrackmix aus Epigmenio Cruz-Einspielungen und einer Tango Variation für Violine, treiben seine Protagonisten durch die Stadt, beständig versucht im Moment zu verharren.

Mit ironischem Blick auf die schwarz-weißen Klischees einer kindlich einfältigen Jungendkultur versucht der Mexikaner – der übrigens eine Vorliebe für Wasserbomben pflegt, wie „Güeros„, oder auch sein Kurzfilm The Cu Bird’s Last Song nahe legen – jedoch immer wieder diese Poesie des Augenblicks mit Parolen wie „Don’t look back“ oder „Jung und kein Revoluzzer zu sein, ist ein Widerspruch.“ zu brechen.

Die klügste Entscheidung des 35-jährigen Filmemachers ist wohl die, anstelle der sonst eher sozialpolitisch orientierten Gesellschaftskritik oder des Drogenkartelldramas, einen in Bildkomposition, Textur und Erzählung bemerkenswert sinnlichen Coming-of-Age Film zu machen, der gleichzeitig als Porträt Mexiko Citys funktioniert.

SuT

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