International Film Festival Rotterdam 2021: MANDIBLES von Quentin Dupieux


Die 74 Minuten lange Komödie MANDIBLES (OT: MANDIBULES) des Regisseurs Quentin Dupieux ist ein großer Spaß, den die beiden Hauptdarsteller Grégoire Ludig und David Marsais als einfach gestrickte beste Freunde auf der Suche nach dem großen Glück tragen. Als einer der „Running Gags“ zieht sich etwa der Gruß der beiden durch den Film, den sie bei jeder Gelegenheit ausführen: Sie strecken den Zeigefinger und den kleinen Finger nach oben, verschränken ihre Hände ineinander und rufen „Taureau!“ („Stier!“). Warum ausgerechnet ein Stier ihr „Spirit Animal“ ist, wissen sie allerdings selbst nicht so genau. Für ihre Leistung in MANDIBLES wurden beide 2020 auf dem Sitges Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya als beste Schauspieler ausgezeichnet.

Der Franzose Quentin Dupieux, der Ende der 1990er die Flat Eric-Werbefilme produzierte, als Filmemacher Autodidakt ist und sich unter dem Namen Mr. Oizo auch als Musiker einen Namen gemacht hat, machte zuletzt u.a. durch seine Komödie DIE WACHE (2018, OT: AU POSTE!) auf sich aufmerksam, in der neben Benoît Poelvoorde (EIN BECKEN VOLLER MÄNNER) auch Grégoire Ludig mitspielte. MONSIEUR KILLERSTYLE (2019, OT: LE DAIM, IT: DEERSKIN) von Dupieux und mit Jean Dujardin und Adèle Haenel feierte seine Premiere in Cannes. MANDIBLES, dessen Weltpremiere 2020 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig stattfand, präsentiert das International Film Festival Rotterdam 2021 in der Sektion Limelight. In seinem neuesten Werk führte Dupieux erneut nicht nur Regie, sondern zeichnet auch für das Drehbuch sowie Schnitt und Kameraarbeit verantwortlich.

Weiterlesen: Unsere Kritik zu LE DAIM und REALITE von Quentin Dupieux.

MANDIBLES wartet mit schnellem Tempo und mit vielen witzigen Details auf, wie dem Kinderfahrrad im Einhornlook, auf dem Manu versucht, das Auto abzuschleppen, oder der Tatsache, dass die rottweilergroße Dominique so laut schnarcht, dass Manu lieber unter freiem Himmel übernachtet. Unangebracht wirkt dagegen die Darstellung der Agnès (Adèle Exarchopoulos), die ebenfalls in der Villa wohnt. Seit einem Skiunfall kann sie ihre Stimme nicht mehr kontrollieren, spricht extrem laut – und wird als „Verrückte“ vorgeführt, obwohl sie schnell erkennt, dass etwas an Manus und Jean-Gabs Geschichte nicht ganz stimmen kann. Doch abgesehen von der grotesk überzeichneten Figur der Agnès, die man deutlich respektvoller hätte konstruieren können, wenn man sie nicht auf ihre Krankheit reduziert hätte, kommt MANDIBLES als kurzweilige Komödie im besten Sinn daher, die zusätzliche Komik aus fantastischen, surrealen Elementen zieht. Gedreht im südfranzösischen Département Var thematisiert der Film trotz aller Absurdität die große Frage, was im Leben wirklich zählt: ein Koffer voller Geld oder wahre Freundschaft?

Stefanie Borowsky

MANDIBLES (OT: MANDIBULES), Regie: Quentin Dupieux. Darsteller:innen: David Marsais, Grégoire Ludig, Adèle Exarchopoulos, India Hair, Roméo Elvis, Coralie Russier, Bruno Lochet

1 2