Korean Cinema Today: „Han Gong-Ju“ von Lee Su-jin



Der 47-jährige Lee Su-Jin filmt seine junge Protagonistin mit hoher Sensibilität und fängt das pastellfarbene Girly-Universum der jungen Schülerinnen mit viel Nachsicht ein, um es mit der unvorstellbaren Brutalität einer Männerwelt mit Vergewaltigern und korrupten Polizisten zu kontrastieren. Einzig der Lehrer und ihr vom Alkohol angeschlagener Vater sind auf Han Gong-Jus Seite.

Schwimmen als Überlebenstechnik

Im Exil versucht sich die junge Gong-Ju ein neues Zuhause aufzubauen. Sie will schwimmen lernen und zeigt großen Einsatz im Schwimmunterricht. Ihren neuen Kameradinnen gesteht sie sogar, dass es ihr größter Traum sei, das ganze Becken zu durchqueren. Mit poetischen, mehrdeutigen Bildern fragt das koreanische Drama, ob ein derartiges traumatisches Erlebnis je zu verarbeiten ist.

Han Gong-Ju“ lässt keinen kalt. Gewisse, explizite Szenen können irritieren, doch vor allen Dingen stimmt der Film traurig und konfrontiert den Zuschauer mit einer nackten Gewalt, über deren Ursprung sich nur rätseln lässt. Beim Internationalen Filmfestival Marrakesch von Jurypräsident Martin Scorsese höchstpersönlich mit dem Goldenen Stern ausgezeichnet, gewann der Film am International Film Festival Rotterdam den Tiger Award und wurde auch beim Busan International Film Festival zweifach ausgezeichnet. Zuletzt ging er Anfang April am Fribourg International Film Festival (CH) mit dem Regard d’Or aus dem Wettbewerb.

Raphaël Rück

Han Gong-Ju„, Regie: Lee Su-Jin, Darsteller: Woo-hee Chun, Jung In-sun, So-Young Kim, Young-lan Lee.

Termine:
Am Donnerstag, den 24. April, um 19 Uhr im Haus der Kulturen der Welt als Eröffnungsfilm des KOREAN CINEMA TODAY programmiert, wird er dort am Freitag, den 2. Mai, um 22 Uhr noch einmal zu sehen sein.

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