„La Herida“ von Fernando Franco



Ein ständiges auf und ab von Gefühlen zieht sich durch „La Herida„. Kurze und glückliche Momente entstehen, wie ein Telefonat mit ihren Exfreund, um sich kurz darauf gleich wieder in Enttäuschung zu verlieren. Sich allein in das Nachtleben von San Sebastián zu stürzen. Tanzend, an der Bar stehend, um mit einem Wildfremden auf Klo zu gehen, sich zu küssen, Koks zu nehmen und doch nicht weiter zu gehen, nicht weiter gehen zu können. Er würde unweigerlich ihre Verletzungen am ganzen Körper sehen.

Aber was tun? Was tun, wenn Emotionen einen so unter Kontrolle haben. Ana weiß nicht, woher ihre Krankheit rührt. Dass man ein Problem hat und dass man alles viel verfälschter wahrnimmt als es in Wirklichkeit ist.
Personen nicht hingucken, verdrängen. Die eigene Mutter ins Bad stürmt, und die Tochter vor ihr steht, mit Striemen und Verletzungen an Armen, Beinen und Rücken.
Und am nächsten Morgen wieder alles ist, wie zuvor.

La Herida“ feierte beim Festival in San Sebastian seine Welt-Premiere. Dort wurde der Film mit dem Spezialpreis der Jury und einer Silbernen Muschel für Marian Alvarez bedacht. Es folgten weitere Auszeichnungen (u.a. zwei Goyas) und Nominierungen bei Filmfesten. Seine Berlin Premiere erlebte „La Herida“ beim Spanischen Filmfest. Francos Langfilmdebüt ist mit Sicherheit kein „schöner“ Film im eigentlichen Sinne. Viel mehr spricht das Drama Menschen an, sich in eine ganz andere Perspektive hinein zu versetzen. In eine gefühlte Außenseiterperspektive, zwischen Menschen die entweder mit ihren eigenen Problemen zu tun haben oder zu glücklich sind, um sich mit echten Problemen befassen zu wollen. Ein aufwühlender Film, der von der Aufmerksamkeit des Zuschauers lebt, da er das Drama seiner Protagonistin nicht mit Worten ausformuliert, sondern primär mit Emotionen auf den Punkt bringt.

Charlott Zerna

La Herida„, Regie: Fernando Franco, DarstellerInnen: Marián Álvarez, Ramon Barea, Vicente Romero, Rosana Pastor, Ramón Agirre, Andrés Gertrudix, Mariano Estudillo

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