„One Day“ von Ieva Jansone (Mai15)


"One Day" von Ieva Jansone ist unser Open Screening Kurzfilm des Monats mai 2015.

„One Day“ von Ieva Jansone ist unser Open Screening Kurzfilm des Monats mai 2015.

An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.

Berliner-filmfestivals.de präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne. Nach My Uncle’s Dog Looks Like a Werewolf von Regisseurin Renata Britvec im März und Keiner Kommt von Janis Westphal und Lucas Finger im April, präsentieren wir im Mai „One Day“ von Ieva Jansone.

Viel Vergnügen mit dem Film und unserem Filmemacher-Interview.

Ieva, Worum geht es in deinem Film?
Ieva Jansone:
One Day“ ist ein schwarzweißer Stop-Motion-Film, der poetisch und ironisch zugleich mit der Idee von einem Zuhause spielt.

ieva jansone_one day_03Wie ist die Idee dazu entstanden?
Der ungekürzte Titel stammt aus einem P.J. Harvey Lied und heißt: „One Day we will find a place called home.“ Der Ausgangspunkt für das Video sind sechs fotografische Aufnahmen von einem kindgebauten Puppenhaus oder besser gesagt einem Appartement-Setting, aus der Vogelperspektive fotografiert. Mich faszinierte es zu sehen, wie die Imagination des Kindes die erlebte oder die ersehnte Realität repräsentiert. Eine Disney-Beauty, eine Prinzessin und ein Prinz im Bett, ein Mama-Papa-Baby-Schlafzimmer, üppiges, stilvoll arrangiertes Essen auf dem Tisch usw.. Das Audio ist Musique Concrète aus Field Recordings, aufgenommen auf einer Haussanierungsbaustelle; die Geräuschfragmente wurden „gesampelt“ und rhythmisch collagiert.
Ende 2014, im Rahmen der Ausstellung „Behausung“ (im Verein Berliner Künstler) war „One Day“ Bestandteil meiner Videoinstallation und lief in einem XL-Karton, einem Behausungsmodell, das öfters von obdachlosen Menschen benutzt wird.

Wie war die Arbeit am Film?
Eine richtige „Häckelarbeit“! Sowohl das Audio-Collagieren als auch Stop-Motion ist ein sehr arbeits- und zeitaufwändiger Prozess. Ich habe bewusst auf smarte Animationsprogramme verzichtet. Die Stop-Motion ist in fieser Kleinstarbeit entstanden: aus den sechs Ausgangsfotos wurden via Photoshop ca. 330 einzelne Frames entwickelt – durch zoom-in, drehen, schneiden – alles in Handarbeit. Ich weiß auch nicht, warum ich es mir antue. Vielleicht, weil es mir ein Gefühl von analoger Arbeit (trotz digitaler Technik) gibt; außerdem mag ich den etwas ruckeligen Bild-Flow, der mich an die Knetmasse-Animationsfilme aus meiner Kindheit erinnert.

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