„Mademoiselle Populaire“ von Régis Roinsard


Chef und Angestellte: Eine gewisse Erotik ist da nicht zu vermeiden. Foto: Studio Canal

Chef und Angestellte: Eine gewisse Erotik ist da nicht zu vermeiden. Foto: Studiocanal

Was klingt, als könne sich nun eine wild-dramatische Geschichte um zwei schöne Menschen mit Machtgefälle entspinnen, täuscht. Zumindest ein bisschen. Denn Rose ist erstens nicht so unterwürfig, wie die Parabel um den Chef und die Kraft an der Schreibmaschine anmutet. Und zweitens hat Monsieur Echard seit einer großen Liebespein vor vielen Jahren (natürlich) jegliches ernsthafte Interesse an Frauen verloren. So steht dem Zusammenkommen ein langer, steiniger Weg bevor, wie es sich gehört, für ein ordentliches, aber ulkiges Melodram. Und ja, auch mit wild-dramatischer Liebesgeschichte. Weil die jedoch etwas verschämt unterm schicken Hütchen versteckt wird, müssen Rose und Louis zunächst ackern – sie soll es zur weltschnellsten Frau an der Schreibmaschine bringen und er will ihr Trainer sein. Eine gewisse Erotik ist da nicht zu vermeiden, schließlich sind die Schultern vom ganzen Getippe ziemlich verspannt… und solch schöne Regieeinfälle wie weiße Blusen im Regen dürfen ebenfalls nicht fehlen.

Zugegeben: die Story ist mau. Ist man aber gewillt, über gewisse Plattitüden hinwegzusehen, entfaltet „Mademoiselle Populaire“ einen besonderen Charme. Der Film sieht fabelhaft aus – Licht, Kostüme, Setting – alles vom Feinsten, mit einigen Bildern, gegen die man sich kaum wehren kann und denen man ein bisschen erliegt. Das Spiel zwischen François und Duris ist amüsant, manchmal sogar fesch und schmissig. Doch auch der aufregendste Sekretärinnen-Wettbewerb und der verkappteste Gefühlsinvalide reichen nicht aus, zwei Stunden Tingel-Tangel-Tipp-Tipp befriedigend zu füllen. Nach „Populaire“ fühlt man sich ein wenig betrogen. Als würde ein Rock raffiniert in die Höhe gezogen, um auf einem Baumwollschlüpfer „Bitte heirate mich“ lesen zu können.

Carolin Weidner

Mademoiselle PopulaireRegie: Régis Roinsard, Darsteller: Romain Duris, Déborah François, Miou Miou, Féodor Atkine, Mélanie Bernier, Bérénice Bejo, Nicolas Bedos, Kinostart: 11. April 2013

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