SKUNK von Koen Mortier
Liam (Thibaud Dooms), frisch aus dem Gefängnis entlassen, kehrt in seine Heimat zurück – eine Szenerie aus Schutt und Asche. Schnell verlagert sich der Fokus auf Liams Kindheit, die die Zuschauer:innen erbarmungslos in die Tiefen seines Traumas zieht. Mit Wunden übersäht und blutüberströmt wird Liam in einem miserablen Zustand aus dem Keller seiner Eltern befreit. Der Film setzt auf wiederkehrende Rückblenden, um Liams albtraumhafte Kindheit zu zeigen: Die Sexpartys und Drogenexzesse seiner Eltern; er wird mit Slasher-Filmen „ruhiggestellt“. Es gibt eine Szene, in der er auf einem Stuhl gefesselt sitzt und zuschauen muss, wie seine Mutter beinahe an einer Überdosis stirbt.
Im Jugendheim angekommen, scheint es zunächst Hoffnung auf Veränderung zu geben, doch auch hier ist Liam von Gewalt und Dysfunktionalität umgeben. Die Sozialarbeiter:innen geben ihr Bestes, um die Gemeinschaft zusammenzuhalten und den Jugendlichen einen Alltag zu gestalten, aber Konflikte bleiben nicht aus. Liam wird auch hier zunehmend mit Gewalt konfrontiert: Sein bester Freund hat schräge Mord-Fantasien und es gibt eine grausame Hackordnung.
Momo (Soufian Farih), der sich als Anführer aufführt, schikaniert die anderen und hat es besonders auf Liam abgesehen. Nachdem Momo eine Grenze überschreitet, versucht Liam sich umzubringen. Seine Sozialarbeiterin Pauline (Nathalie Broods) kann ihn aber noch retten. Doch was dann passiert, lässt Liam aufbegehren und schlussendlich total eskalieren.
Mit seinem ersten Film EX DRUMMER gelang Regisseur Koen Mortier ein Schocker, mit SKUNK setzt er weiterhin auf diese Wirkung. Der Film ist nicht nur eine Geschichte über ein traumatisiertes Kind, sondern eine Anklage gegen eine Welt, die den Boden für solche Gräueltaten bereitet. Der Schauspieler Thibaud Dooms brilliert in der Rolle des Liam. Dooms spielt Liam sensibel – ob es die Momente sind, in denen die Gefühle in ihm brodeln, oder die Szenen, in den die Wut sich ihre Bahn bricht. In den Nahaufnahmen lassen sich alle Nuancen genau beobachten.
Die schonungslose Brutalität und rohe Gewalt, die Mortier so direkt und ungefiltert zeigt, konfrontiert sein Publikum mit der Frage: Wie viel Leid kann ein Kind ertragen, wie viel Gewalt können aber auch die Zuschauer*innen verarbeiten? Skunk ist so erschütternd, dass man selbst nach dem Ende des Films nicht so schnell zur Ruhe kommt. Das ist die Qualität des Films, aber es bleibt eine Zumutung.