„Starbuck“ von Ken Scott


"Starbuck": Feelgood-Movie über einen Mann, der 533 Kinder gezeugt hat.

"Starbuck": Feelgood-Movie über einen Mann, der 533 Kinder gezeugt hat.

Big Spender

„Das Leben schreibt doch manchmal die schönsten Geschichten“ – ein Satz, den man von Drehbuchautoren und Regisseuren oft hört. Auch der kanadische Regisseur Ken Scott dürfte er durch den Kopf gegangen sein, als er in der Zeitung von einem Mann las, der 500 Kinder gezeugt hat. Seinem Protagonisten David Wozniak (Patrick Huard) gibt er gleich noch 33 dazu.

Unter dem Decknamen „Starbuck“ beglich David vor vielen Jahren seine Schulden, in dem er intensiven Kontakt mit den Plastikdöschen einer Samenklinik pflegte. Nun wollen 142 Kinder ihn per Gerichtsbeschluss dazu bringen, sich als Vater öffentlich zu bekennen. David, ein gutmütiger, aber leider vollkommen chaotischer Fleischausfahrer Anfang Vierzig, ist der Trottel par exellence. Ständig auf der Flucht vor seinen Cannabis-Dealerbossen, bekommt er die einfachsten Dinge – wie etwa die Trikots für seine Fussballmannschaft rechtzeitig zum Fototermin zu besorgen – nicht hin. Für seine schwangere Freundin gilt er deswegen höchstens als Vater auf Zeit, mehr traut sie ihm einfach nicht zu.

Als allerdings die 144 Kinder in sein Leben treten, beginnt David sich das erste Mal verantwortlich zu fühlen und bekommt eine Chance, seine wahren Qualitäten zu zeigen: Loyalität und Warmherzigkeit. Als generöser Unbekannter hilft er einigen seiner Kinder spontan, als diese in der Klemme stecken. Leider artet das ansonsten mit durchaus unterhaltsamen Gags und charismatischen Darstellern gespickte Feelgood-Movie zu diesem Zeitpunkt zum Massen-Happening demonstrativer Nächstenliebe aus. Das gemeinsame Wochenende aller Brüder und Schwestern, bei dem David als „guter Freund“ auftritt, bekommt so den unangenehm menschelnden Nebengeschmack einer religiösen Jugendfreizeit, bei dem man gemeinsam Kirchenlieder am Lagerfeuer singt. Zwar werden zum Glück nicht alle der 144 Kinder vorgestellt, die Auswahl zwischen einer Drogenabhängigen, einem verkannten Musiker, einem durchgeknallten Gothic-Fan und einem schwerst körperlich und geistig Behinderten erscheint dann aber doch sehr exemplarisch.

Die Mütter, denen David mit seiner Spende den Kinderwunsch erfüllt hat, bleiben hingegen vollkommen außen vor. Stattdessen sprechen die Kinder bei einer Versammlung merkwürdig unpersönlich von ihren „Adoptiveltern“. Auf diese Weise erschöpft sich der Film mehr oder weniger in der kurzen Begegnung mit den Kindern und Davids persönlichen Misere. Manchmal reicht das Leben eben nur für den Anstoß zu einer Geschichte – der Rest müsste erzählt werden.

Cosima Grohmann

Starbuck Regie: Ken Scott, Drehbuch: Ken Scott, Martin Petit, Darsteller: Patrick Huard, Julie LeBreton, Antoine Bertrand, Kinostart: 16. August. Der Film eröffnete das Filmfest München. Hier unser Rückblick darauf.