„Tesla“ von Michael Almereyda


Oft Gefangener seiner selbst: Nikola Tesla © LEONINE Distribution GmbH

Von der Genialität der Lebensunfähigen

Das Genie nährt sich vom Unglück und wird gründlich missverstanden. Diesen Mythos hat die Kunstwelt nicht exklusiv gepachtet. Ein gutes Beispiel dafür liefert das heute anlaufende Biopic „Tesla“ über den als genial geltenden und in verarmten Verhältnissen gestorbenen Erfinder und Ingenieur Nikola Tesla.

Michael Almereydas Film widmet sich nur einigen Schaffensjahren im Leben Teslas. Er beginnt in seiner Zeit in der Edison Machine Works und reicht dann von seiner Kündigung, seinem Glauben an den Zweiphasenwechselstrom, den er als erster für die alltagstaugliche Nutzung weiterentwickelte, über den selbstverschuldeten Verlust seiner Tantiemen, über seine Experimente mit Neonröhren bis hin zum Absprung des Investoren J.P. Morgan, als Tesla (Ethan Hawke) an einem System für eine weltweite drahtlose Energieübertragung arbeitete, die kostenlos verfügbar sein sollte – und damit völlig unrentabel. Zugespitzt formuliert könnte man sagen: „Tesla“ zeichnet den Abschnitt im Leben Teslas nach, in dem seine Karriere an Fahrt aufnimmt und bestimmt den Zeitpunkt, an dem sie vielleicht scheiterte. Wobei der Film natürlich auch die anderen gängigen Mythen abbildet. Teslas Neurosen, seine Introvertiertheit und seine Melancholie. Der beständige Wettbewerb mit Thomas Edison (Kyle MacLachlan), der ihm in allen Lebenslagen – selbst im Genießen – überlegen war. Und die Abwesenheit von Affären und Beziehungen.

Der rote Faden, der alles zusammenhält, ist wahrscheinlich auch deswegen eine fabulierte romantische Annäherung mit Morgans Tochter Anne (Eve Hewson), über die man bis heute nur weiß, dass sie kinderlos lebte und Tesla vielleicht begegnet sein könnte. Sie führt als Erzählerin durch den Film, das episodisch-anekdotische Narrativ unterbrechend, manchmal zurücknehmend. Diese Interventionen zeigen sie in einem ausgeleuchteten Filmstudio. Mal führt sie auf dem iPad Google-Suchen vor (von Tesla gibt es viel weniger Fotos als von Edison), mal steht sie zwischen Fotoprojektionen, die zumeist die Zeit vor Tesla oder seine Kindheit bebildern. Manchmal wird auch die Filmszene mit Kulissenbildern zwischengeschnitten.

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