„Tesla“ von Michael Almereyda


Bruch, Konstruktion und Referenz: Michael Almereyda verquickt gern Vergangenheit mit Aktualität, wie es beispielsweise seine Shakespeare-Adaptionen von „Hamlet“ und „Cymbeline“ zeigen. Im Falle von „Tesla“ glückt ihm die wilde Mischung nicht recht. Denn dass gerade die Spezialform der Biographie immer eine Konstruktion darstellt, das ist nicht neu und auch nicht überraschend. Zu schnell verbraucht sich der Kunstgriff, selbst wenn – wie es die Schlussszene suggeriert – „wir vielleicht heute in einer Welt leben, die Tesla als Erster geträumt hat“. Das vermag auch ein Ethan Hawke nicht zu retten, der Tesla mit viel Verve und dem dazu passenden ewigen Hundeblick gibt – und der eine starke Performance im musikalischen Intermezzo „Everybody Wants To Rule The World“ hinlegt.

Vielleicht ist es aber nicht so sehr die handwerkliche Machart, sondern vielmehr die Haltung des Films gegenüber seinem Protagonisten, die das Filmerlebnis so eintrübt: Die gängige Inszenierung des Außenseiters eben, der alle abstößt. Die ihn im Sinne des amerikanischen Traums so erfolglos unglücklich dastehen lässt. Denn wie schön ist es denn bitte, dass Tesla ein weltweit drahtloses Energieübertragungssystem und Kommunikationssystem aufbauen wollte, von dem die ganze Menschheit profitieren sollte? Die unglaubliche Poesie und idealistische Menschenauffassung, die in diesem Gedankenkonstrukt stecken, sie wären so viel lohnender als das depressiv-deprimierende Scheitern eines verkannten Genies.

Marie Ketzscher

Tesla“, Regie: Michael Almereyda; Darsteller*innen: Ethan Hawke, Eve Hewson, Kyle MacLachlan; Kinostart: 20. August 2020

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