THE HAPPINESS OF THE KATAKURIS


THE HAPPINESS OF THE KATAKURIS © 2001 KATAKURIKE NO KOUFUKU

Singen, tanzen, sterben.

Abgeschieden in den Bergen hat Familie Katakuri das Gasthaus White Lovers eröffnet. Die Familie hat ihre Ersparnisse und viel Zeit in die Renovierung gesteckt, nun warten sie schon länger auf ihre ersten Gäste und die Stimmung ist angespannt. Familienoberhaupt Masao will mit dem Projekt nicht nur den Lebensunterhalt sichern, sondern auch den Zusammenhalt stärken: Seine Tochter Shizue hat gerade ihren untreuen Mann verlassen und bringt seine stoische Enkelin Yurie im Vorschulalter mit. Sein Sohn Masayuki ist hingegen mit dem Gesetz in den Konflikt gekommen und scheint ohne das Familienunternehmen perspektivlos. Die beiden sind mies gelaunt und leicht reizbar. Nur seine immer lächelnde Frau Teruo und der schrullige Urgroßvater Jinpei stärken Masao im 4-Generationen-Haus stets den Rücken.

Dann ist endlich soweit: In einer stürmischen Nacht klingt der erste Gast. Der durchnässte Mann mittleren Alters wirkt verstört und unheimlich. Dennoch überschlägt sich die ganze Familie in Gesten der Gastfreundschaft, er bekommt sogar einen Pyjama und Unterwäsche vom Urgroßvater. Kein Essen, nur ein Bier verlangt er wortkarg und niedergeschlagen. Am späten Vormittag ringt sich Masao durch den lang ersehnten ersten Gast zu wecken, findet aber nur seinen Leichnam. Etwas steckt in dessen Halsschlagader. Selbstmord? Kein Abschiedsbrief, keine Brieftasche. Die Familie ist im Schock: Polizei? Ja? Nein! Jedes Potenzial, das Gasthaus erfolgreich zu betreiben, wäre dahin. Was nun? Masao entscheidet, den Leichnam zu verscharren.

Alpträume verfolgen Masao und sein schlechtes Gewissen frisst ihn auf, bis die nächsten Gäste auftauchen: Ein Sumo-Ringer und seine junge Geliebte sind ein Hoffnungsschimmer, aber auch sie werden ihre erste Nacht im White Lovers nicht überleben. Das Haus scheint verflucht, die Gäste dem Tod geweiht, die Familie dreht ab. Der Großvater schmeißt Holzscheite nach Krähen, die Tochter verliebt sich in einen Hochstapler und das nahe Wäldchen gleicht bald einem Friedhof. Ein Taifun fegt über die Katakuris. Die Lage spitzt sich weiter zu, als die Polizei auftaucht und der Vulkan Feuer spuckt.

THE HAPPINESS OF THE KATAKURIS erzählt diese skurrile Geschichte als Genremix. Regisseur Takashi Miike verwendet hauptsächlich Motive und Stilmittel des Heimat- und des Horrorfilms. Dazu kommen aufwendige Musical-Einlagen, die Klassiker des Genres persiflieren: Die Special Effects sind dabei nicht in Perfektion ausgeführt, sondern wirken künstlich und die Einheit der erzählten Welt wird teilweise bedenkenlos gebrochen. Skurrilitäten und Klischees scheinen dabei teilweise wahllos aneinander gereiht, aber der rote Faden, der Wunsch nach einer intakten und liebevollen Familie, schafft es, den Film zusammenzuhalten. Dank der schauspielerische Leistung vom Familienoberhaupt Masao (Kenji Sewada) und seiner Frau Teruo (Keiko Matsuzaka) gelingt es auch trotz der Brüche, unnötiger Wiederholungen und des Klamauks die emotionale Spannung über fast 2 Stunden zu halten. Ihr Duett ist der gesangliche Höhepunkt des Films und ist trotz Augenzwinkern romantisch. Kenji Sewada ist übrigens in Japan insbesondere für seine Rockband The Tigers bekannt.

In THE HAPPINESS OF THE KATAKURIS ist im Vergleich zu anderen Filmen Takashi Miike seicht. Die Blutbäder fallen weniger obszön und ausschweifend aus als üblich. Nur in den kurzen Knetanimation-Sequenzen zeigt sich die volle Hingabe zum Spiel mit Ekel, Lust und Komik. Dafür ist die schwarze Komödie bereits ab 16 Jahren freigegeben, viele von Miikes Filmen haben in Deutschland keine Jugendfreigabe.

Am 20.07.2023 bringt Rapid Eye Movies THE HAPPINESS OF THE KATAKURIS  aus dem Jahr 2001 im Rahmen der Reihe ZEITLOS erstmals in die deutschen Kinos. In diesem Jahr dürfen sich Fans des asiatischen Kino noch über weitere Starts in der Reihe wie DANGAN RUNNER und DRAGON INN freuen.

Karl-Leontin Beger

THE HAPPINESS OF THE KATAKURIS, Regie: Takashi Miike; Darsteller_innen: Kenji Sewada, Keiko Matsuzaka, Shinji Takeda, Tatsuro Tamba