„Tod den Hippies, es lebe der Punk“ von Oskar Roehler
Fast zehn Jahre ist es her, dass Roehler mit der Verfilmung des Houellebecq Romans „Elementarteilchen“ ein Werk schuf, das zu provozieren wusste. Auch hier standen die Sexualität und der Trieb im Vordergrund. Anders als bei „Tod den Hippies, es lebe der Punk“ wurden sie aber an vielschichtige Figuren geknüpft. Der Charakter Robert verliert sich im Gegensatz zu oft in Plattitüden, spricht davon in Berlin eine Band zu gründen, nennt sich Schriftsteller und liest – natürlich – Kafkas „Prozess„. Ein wenig erinnert Robert an eine radikale Variante von Schillings Charakter aus dem Film „Oh Boy„, der seine Tage dem Nachdenken widmet. Roehler versteht den Punk nicht als Politisch. Der kalte Krieg und die Berliner Mauer dienen im Film nur als Aufhänger für die ein oder andere Punchline.
Während die Welt, die Robert und sein Komplize Schwarz (Wilson Gonzalez Ochsenknecht) sich erschaffen, grell und bunt daherkommt, werden die Szenen auf den Berliner Straßen ausschließlich in schwarzweiß erzählt. Durch Schillings Voice-Over und die harten Hell-Dunkel-Kontraste fühlt sich der Betrachter unfreiwillig an Film Noir-Klassiker oder gar Comic Adaptionen wie „Sin City“ erinnert.
Roehler will mit seinem Film viel. Will Satire zeichnen und karikierend Bewegung erklären – und verliert sich, ebenso wie seine Charaktere, in der Bedeutungslosigkeit. Von der Geschichte bleibt am Ende wenig beim Rezipienten zurück, beim Verlassen des Kinosaals ist da höchstens ein Drang nach mehr Freiheit im gut situierten Leben. Was vielleicht ganz dem Wunsch des Regisseurs entspricht. Schließlich lässt er seinen Charakter Schwarz selbst postulieren: Wer sich erinnert, hat nichts erlebt.
Punk als Ausdruck einer ganz simplen „Fickt euch alle“-Attitüde.
Emily Grunert
„Tod den Hippies, es lebe der Punk„, Regie: Oskar Roehler, DarstellerInnen: Tom Schilling, Emilia Schüle, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Frederick Lau, Kinostart: 26. März 2015
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