„Typewriterhead“ von Eric Giessmann (Apr16)


Eine Schreibmaschine als Kopf... "Typewriterhead" von Eric Giessmann, unser Open Screening-Kurzfilm des Monats April 2016.

Eine Schreibmaschine als Kopf… „Typewriterhead“ von Eric Giessmann, unser Open Screening-Kurzfilm des Monats April 2016.

An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.

Berliner-filmfestivals.de präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne. Nach Alles super! von Ralf Beyerle im Januar, „Der letzte Auftritt“ von Florian Sailer im Februar und Warum hasst jeder Autos!“ von Stefan Vogt im März präsentieren wir euch im April „Typewriterhead“ von Eric Giessmann.

Viel Vergnügen bei unserem Doppel-Interview mit Regisseur Eric Giessmann und Robert Wolf, der für die Filmmusik zuständig war…

Eric, worum geht es in deinem Film?
Eric Giessmann:
Ein Mann mit Schreibmaschinenkopf will seine außer Kontrolle geratenen Gedanken loswerden.

Wie ist die Idee dazu entstanden?
Eric:
Ich habe den Film als Abschlussarbeit zu meinem Bachelor (Animationsfilm in Holland) gemacht. Ich experimentierte ein wenig herum und kam dann durch eine alte Skizze auf die Idee mit dem Mann mit dem Schreibmaschinenkopf. Ausschlaggebend für die Idee war auch meine eigene Gesundheitsgeschichte, meine Probleme mit dem Kopf, meine Gedanken, Selbstfindung, Depression, Behinderung … kurz: wenn das Leben mal ganz anders läuft als man sich das vorgestellt hat und man nichts dagegen tun kann. Daraufhin entwickelte ich den Plot. Da ich selbst nicht mehr so gut hören kann, war schon früh klar, dass ich gute Leute im Sound-/Musikbereich brauchte. Ich fand den netten Kontakt mit Simon Kamphans und Robert Wolf durch ein Forum im Internet. Eine sehr gute Zusammenarbeit begann daraufhin, bei der ich immer wieder Feedback von beiden bekam.

Giessmann Eric _TYPEWRITERHEAD_still_03Wie wurde gedreht?
Eric:
Es wurde nicht gedreht, sondern geklickt. Soll heißen: die ganze Arbeit fand eigentlich im bzw. am Computer statt. Es wurde mit unterschiedlichen Programmen gearbeitet. Für das finale Aussehen – diesen handgemalten Look – benutzte ich noch einen selbst geskripteten Code. Es gab einen Sound-Aufnahmetag, bei dem Simon mit einem Mikrofon die alte Schreibmaschine von mir aufnahm.

Wie war die Arbeit am Film?
Eric:
Viel Kopfarbeit und Arbeit vor Beginn, da jede Sekunde beim Animationsfilm ein Haufen mehr Arbeit sein würde. Darum musste schon alles sehr klar im Animatic (bewegtes Storyboard) feststehen. Es passierte etwas ganz merkwürdiges, was ich mir bis heute immer noch nicht erklären kann. Der finale Animatic war ca. 3 Minuten lang und nach Fertigstellung des Films (exakt getimt nach diesem Animatic) sind 4:16 Minuten rausgekommen. Die Arbeit an dem Film dauerte insgesamt etwas länger als ein Jahr Vollzeitarbeit.

Robert, der Sound trägt enorm zur Atmosphäre des Films bei. Wurden Filmmusik und Sounddesign (wie zum Beispiel die unablässigen Schreibmaschinengeräusche) von Anfang an zusammen gedacht und entwickelt oder ergab sich das im Arbeitsprozess?
Robert Wolf:
Das freut mich! Die Soundebene ist bei diesem Film meiner Meinung nach besonders wichtig, da der Sound und die Musik in gewisser Weise der Schreibmaschine Leben einhauchen. Ich kannte Simon bereits von anderen gemeinsamen Projekten, so fiel es mir leicht mit ihm zu arbeiten, sich abzusprechen und Ideen auszutauschen. Eine Schreibmaschine als Kopf bedeutet für mich zunächst mal, dass der Zuschauer über einen anderen Weg von den Emotionen der Figur erfahren muss, was wir durch den Sound und die Musik gelöst haben. Durch die unterschiedlich lauten Tastengeräusche wird bereits hörbar wie viel der Figur durch den Kopf geht. Ich habe mit meiner Musik versucht, tiefer in die Wahrnehmungswelt dieser Figur einzutauchen und den Prozess, den sie innerlich durchläuft, greifbar zu machen.

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