„Welcome Goodbye“ von Nana A.T. Rebhan


Eine Stadt im Zwiespalt: Touries rein oder raus? - Dieser Frage geht Nana Rebhans Doku "Welcome Goodbye" auf den Grund. Foto: achtung berlin

Eine Stadt im Zwiespalt: Touris rein oder raus? – Dieser Frage geht Nana Rebhans Doku „Welcome Goodbye“ auf den Grund. Foto: achtung berlin

Angriff der Rollkoffer

Sie sind überall. Meist treten sie in Gruppen auf und heften sich entweder an die Fersen eines Reiseleiters oder ziehen in Doppeldeckerbus-Karawanen quer durch die Stadt. Vereinzelt lassen sie sich auch in Fahrradrikschas durch die Gegend kutschieren. Die Berliner Touristen. Sie kommen und gehen und werden trotzdem jedes Jahr immer mehr.

Per Definition ist ein Tourist ein Mensch, der ein anderes Land bereist, um sich dort für einen festgelegten und zumeist kurzen Zeitraum aufzuhalten. Das klingt doch eigentlich gar nicht so schlimm. Der Berliner sieht das aber anders, wie die ersten Bilder von Nana A.T. Rebhans Dokumentarfilm „Welcome Goodbye“ zeigen. Unzählige Graffitis, Aufkleber und handgemalte Schilder im täglichen Straßenbild zeugen davon, dass Besucher scheinbar alles andere als willkommen sind: „Smash Tourism!“ oder „No More Rollkoffer!“ steht an Häuserwänden. Anderswo werden Passanten mit einem gelungenen Wortspiel zum „Touristen fisten“ aufgefordert. Dabei gilt Tourismus doch als stärkster Indikator für die stabile Wirtschaftslage einer Stadt. Denn Tourismus bringt Geld. Geld, welches das Arm-aber-sexy-Berlin gut gebrauchen kann. Woher kommt also der Hass der Hauptstädter auf ihre spendablen Gäste? Und: Wenn Berlin so besucherfeindlich geworden ist, warum sprengen die Zahlen der Übernachtungen in Hotels, Hostels und Pensionen dennoch immer wieder die Statistiken vom Vorjahr?

Weiterlesen: „Welcome Goodbye„-Regisseurin Nana A.T. Rebhan im Portrait.

Die einen geben den Billigfliegern die Schuld, die anderen der Politik. Wieder andere suchen eigenständig nach Mitteln und Wegen, um selbst ein Stück von dem profitablen Touri-Kuchen zu erheischen. Christian zum Beispiel ist gebürtiger Berliner und einer der Protagonisten in „Welcome Goodbye„. Mal hilft er zwei hysterisch-aufgekratzten Studentinnen aus Taiwan bei ihrem straffen Sightseeing-Programm, mal sucht er mit einem mexikanischen Filmemacher nach einer passenden Drehlocation. Dann trifft er auf ein italienisches Pärchen und lässt sich die besten Party-Hotspots der Stadt zeigen. Nachdem er im Unterhemd und mit Schwarzlichtfarbe im Gesicht eine Nacht im „Brunnen 70“ durchgetanzt hat, muss er selbst erkennen, dass diese Touris doch eigentlich gar nicht so übel sind. Manchmal haben sie mehr Insiderwissen über die eigene Stadt als man selbst.

1 2