„Welcome to Norway“ von Rune Denstad Langlo


Welcome to Norway“ basiert auf einer prinzipiell wirkungsvollen Grundidee, doch macht die Komödie schließlich zu wenig daraus. Die unverblümte Art Primus‘ (Anders Baasmo Christiansen), der sich frei von Berührungsängsten zwischen Menschen verschiedener Kulturen bewegt, ohne die jeweiligen Konfliktpotenziale zu erahnen, könnte, glaubt man, genau die richtige sein. Jeder ist in seinen Augen gleich – wenn auch gleich unbedeutend. Seine verbalen Ausfälle lassen einen zwar aufschrecken, wirken aber zum Teil erstaunlich befreiend. Dazu tragen auch die indignierten Reaktionen von Primus‘ Tochter bei. Vor allem wenn Primus sagt: „Die Schweden nenne ich ja auch so. Die beschweren sich auch nicht.“ Abgesehen von an sich abwertenden Aussagen, nimmt sich Primus das Recht, das Fremde oder den Fremden, als solches oder solchen bezeichnen zu dürfen.

Dass eine Annäherung durch das Kennenlernen stattfindet, zeigt auch der Film. Zwischen Primus und Abedi (Olivier Mukuta), aber auch zum grissgrämigen Zoran (Slimane Dazi), entsteht eine freundschaftliche Bindung. Das gilt auch für die junge Iranerin (Elisar Sayegh) und der Tochter (Nini Bakke Kristiansen) von Primus. Nur die Ehefrau braucht etwas länger, bis sie über ihren Schatten springen kann. Der Film schwankt zwischen Charakter- und Situationskomik, die manchmal in den Klamauk abrutscht. Er verarbeitet verschiedene lustige Einzelideen wie die Szene mit Primus‘ Freund, den Abedi als unter der Fuchtel seiner Frau definiert, worauf sich dieser dann beleidigt entfernt – mit dem entliehenen Stromgenerator.

Als Ganzes fehlt „Welcome to Norway“ die Stringenz und schließlich auch der Mut bis zum Schluss eine Linie durchzuziehen. Große Stärke des Films ist seine Besetzung, die bis in die Nebenrollen überzeugt.

Teresa Vena

Welcome to Norway„, Regie: Rune Denstad Langlo, Darsteller: Anders Baasmo Christiansen, Olivier Mukuta, Slimane Dazi, Elisar Sayegh, Nini Bakke Kristiansen, Henriette Steenstrup, Renate Reinsve, Fridtjov Saheim, Kinostart: 13. Oktober 2016

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