Debatte über Genre-Film „On the Job“ bei der ersten „Woche der Kritik“

Genre, nichts für Intellektuelle?


wdk_plakat_web-1Nach einem spontanen Brainstorming, bei dem das Publikum eingeladen wurde, seine ersten Eindrücke zum Film mitzuteilen, gestaltete sich die Debatte anschließend zu einem Podiumsgespräch mit beschränkter Interaktion mit dem Publikum. Dazu muss man sagen, dass das Publikum nach der Vorführung des Films auf knapp zwanzig Personen schrumpfte, was vielleicht an der bereits fortgeschrittenen Zeit lag. Neben Herrn Phathanavirangoo waren die Filmkritikerin Esin Küçüktepepinar aus der Türkei und Meinolf Zuhorst aus Deutschland, Redaktionsleiter bei ZDF und Arte, anwesend. Die Moderation übernahmen Dana Linssen, niederländische Kritikerin, und Dennis Vetter, Mitorganisator der „Woche der Kritik“. Besonders weit haben die Ausführungen der Gäste allerdings nicht geführt. Die Besprechung des Genre-Films als Katalysator für die Verarbeitung gesellschaftlicher Missstände und für Gewaltphantasien, wie sie dem Programm der „Woche der Kritik“ gemäß zu erwarten war, kam nicht wesentlich zum Zug. Ebenso wenig kam es zu einer ästhetischen oder filmhistorischen Einordnung des Genre-Films an sich. Im Wesentlichen sprachen die Gäste über ihre persönliche Einschätzung des Films. Die Moderatoren schlossen sich dem allgemeinen Tenor an, dass dieser vielleicht als gute Unterhaltung angesehen werden könne, aber an sich nichts Neues auf dem Gebiet darstelle. Zu diesem Schluss war das Publikum schon vorher gekommen.

Dennis Vetters Begründung, wieso der Film im Programm der „Woche der Kritik“ ist, erscheint reichlich fragwürdig: „Wir wollten auch einen Film zeigen, für dessen Verständnis man keinen Uni-Abschluss braucht.“ Diese Aussage ist in verschiedener Hinsicht zu kritisieren. Das Abschätzige, das darin mitschwingt, wird der Tatsache nicht gerecht, dass manche Genre-Filme in ihrer direkten emotionalen Aussage oder anderen ästhetischen Qualitäten zu den wichtigsten Werken der Filmgeschichte gehören. Andererseits impliziert der Ausspruch, dass das Verständnis anspruchsvollerer Filme – „besserer“ Filme? – von einem akademischen Studium abhängig sei. Filmautoren, die zu den unbestritten bedeutendsten der Filmgeschichte zählen und deren Werke kaum einer als wenig anspruchsvoll bezeichnen würde, waren keine Absolventen akademischer Bildungswege und haben diese bei ihrem Publikum auch nicht vorausgesetzt. Man denke an Chaplin, Keaton, Karl Valentin, Lubitsch, Fellini, Fassbinder, Woody Allen und eine Unzahl andere.

Weiterlesen: Dennis Vetter im Interview mit Berliner Filmfestivals: „Die ehemalige Opposition ist fester Teil des Festivalapparats.“

Wie dem auch sei, die Idee, die der „Woche der Kritik“ zu Grunde liegt, nämlich, dass eine differenziertere Auseinandersetzung mit Filmen wünschenswert und nötig ist, ist zweifelsohne zu befürworten und unterstützungswert. Vielleicht kann diese erst zweite Debatte des Programms noch als Aufwärmphase abgebucht werden. Bis zum 12. Februar hat das Publikum die Gelegenheit, heterogene Reihe internationaler Filme zu sehen und an anschließenden Debatten teilzunehmen.

Teresa Vena

Zum Film:
On the Job„, Regie: Erik Matti, Darsteller: Piolo Pascual, Gerald Anderson, Joel Torre, Joey Marquez

„Woche der Kritik“, bis zum 12. Februar, Hackesche Höfe Kino

1 2