„Mr. Turner – Meister des Lichts“ von Mike Leigh


Schiffe und Wasser gehörten zu den wichtigsten Motiven von William Turner (Timothy Spall). Foto: Prokino

Schiffe und Wasser gehörten zu den wichtigsten Motiven von William Turner (Timothy Spall). Foto: 2014 Prokino Filmverleih GmbH

Der ewig grunzende Spröde

Joseph Mallord William Turner (1775 – 1851) ist der wohl wichtigste englische Landschaftsmaler überhaupt. Wer schon einmal durch die Tate Britain gewandelt ist, hat einen Eindruck von der zentralen Bedeutung seines Schaffens gewonnen. Das Londoner Vorzeigemuseum beherbergt die weltweit größte Sammlung an Ölgemälden, Skizzen und Aquarellen des britischen Malers und präsentiert den Turner-Nachlass stolz in eigenen Räumlichkeiten. Jetzt hat der britische Regisseur Mike Leigh („Topsy-Turvy“, „Happy-go-lucky“) diesem Künstler ein filmisches Denkmal gesetzt. „Mr. Turner – Meister des Lichts“ beschäftigt sich mit den letzten 25 Jahren des großen William Turner.

Wir befinden uns im London der 1820er Jahre. William Turner (Timothy Spall) kehrt nach einer inspirirenden Reise durch niederländische Landschaften zurück nach Hause, wo ihn sein Vater (Paul Jesson) und seine Haushälterin Hannah (Dorothy Atkinson) schon sehnsüchtig erwarten. In den ersten Minuten lernen wir William Turner als widerspenstigen, spröden Typ kennen, der sich vorwiegend mit Grunzlauten äußert. Sein Vater und Hannah sind die einzigen, die sein uneingeschränktes Vertrauen genießen und die für ihn eine Art Schutzwall nach außen bilden. Dass Hannahs Aufgaben sich nicht nur auf das Herbeischaffen von Pinseln, Farbe und allerlei anderem Malwerkzeug beschränkt, wird ebenfalls schnell deutlich. Sie ist ihm eine ergebene Geliebte, die außer schnellen, von charakteristischem Grunzen begleiteten Minuten der Erregung allerdings nicht viel von dem eigensinnigen Künstler zu erwarten hat. Viel zu sehr ist der mit seiner Kunst verheiratet. Einzig bei der zweifachen Witwe Sophia Booth (Marion Bailey), mit der Turner eine Art Doppelleben startet, zeigt der Künstler seine zärtlichere Seite. Diese Sequenzen gehören zu den überraschendsten in dieser Biografie Turners später Jahre. Denn über das Privatleben des Eigenbrödlers ist bisher kaum etwas bekannt.

Ebenso verschlossen war der Künstler in Bezug auf seine Arbeitsmethode, durch die er sich stark von seinen Zeitgenossen unterschied. Inspiriert von zahlreichen Reisen durch Europa sowie dem Schaffen des französischen Landschaftmalers Claude Lorrain (1600 – 1682) entwickelt er ein besonderes Gespür für die Kraft des Lichts. Gerade in den letzten Jahren entstehen einige seiner wichtigsten Werke.

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