Around The World: Konzentration auf das Wesentliche
Ab dem 26. November ist im Babylon:Mitte mit Around The World in 14 Films wieder das große Festivalkino zu Gast. Wir freuen uns, das Festival, das sein Programm auf den wichtigen Festivals der Welt zusammenstellt als Medienpartner zu begleiten. Am gestrigen Mittwoche lud das Team um Festivalleiter Bernhard Karl in die Spielstätte am Rosa-Luxemburg-Platz, um die Katze, in Form des vollständigen Programms, aus dem Sack zu lassen. Bisher war nur durchgesickert, dass US-Regisseur Todd Solondz die Filmfeiertage eröffnet.
Das vorgestellte Programm sucht seinesgleichen. Durch die „Konzentration auf das Wenige, das Wesentliche„, wie Karl sagt, hat es das Festival einen Sonderstatus in der Berliner und der deutschen Festivallandschaft erarbeitet. Denn obwohl gleich zehn der gezeigten Filme bei den Top-Festivals in Cannes und Venedig liefen, finden viele in Deutschland keinen Verleih.
So auch der chinesische Locarno-Sieger „Winter Vacation“ von Li Hongqi, der den Film persönlich in Berlin präsentieren wird. Eben in Locarno, das laut Karl mittlerweile „auf einer Ebene mit Cannes und Venedig“ agiert, feierte auch „Im Alter von Ellen“ von Pia Marais seine Premiere. Sie sitzt an diesem Mittag zu Karls linken und hört dem Festivalleiter aufmerksam zu, während er über jede einzelne der Film-Perlen referiert. Erst schüchtern, aber nach dem kurzen Austausch von Höflichkeiten bestimmter, berichtet die sympathische Regisseurin mit leuchtenden Augen von der schwierigen Suche nach ihrem perfekten Cast (mit u.a. dem Schaubühnen-Star Stefan Stern und der Comebackerin Julia Hummer), den sie mit Frankreichs Star-Aktrice Jeanne Balibar, die ebenfalls als Gast erwartet wird, krönen konnte. Ihr Film feiert am 2. Dezember, Wochen vor dem offiziellen Start im Januar, beim Festival als Deutschland-Special seine Berlin-Premiere.
Wie Pia Marais geht es vielen, die Bernhard Karl zuhören, während er mit authentischer Begeisterung über die Filme seines Festivals spricht. Ein Festival, das er frustriert von vergeblichen Bewerbungen bei Filmfestivals vor fünf Jahren ins Leben gerufen hat, nachdem ihm sein Kollege Nikola Mirza, der für die Festival-Presse zuständig ist und vom Platz zu Karls rechten die Pressekonferenz leitet, vor einigen Jahren geraten hat, ein eigenes Festival zu organisieren. Zu dieser Zeit entstand die Idee einer Filmlandkarte, die sich in 14 Filmregionen einteilt. Aus jeder der Regionen sollte fortan einer der Filme seines Festivals kommen und so am Jahresende einen cineastischen Überblick über das Filmschaffen des Jahres gewähren.
Die Programmierung folgt dabei keinen dogmatischen Regeln, wie das Beispiel „Walhalla Rising“ (mit Mads Mikkelsen) vom Dänen Nicolas Winding Refn zeigt, der sogar schon auf DVD erschienen ist, der aber laut Karl „eine große Leinwand brauche„. Dabei freut er sich diebisch darüber, dass der Streifen seine künstlerische Wucht erst nach einem trügerischen Action-Intro entfaltet. Einen ganz anderen Film empfiehlt er mit der „Autobiografia Lui Nicolae Ceausescu„, eine 180-Minuten-Doku von Andrei Ujica über Rumäniens Diktator Ceausescu, die sich Anhand eines Konzentrats aus 1.000 Stunden Archivmaterial dem rumänischen Diktator unkommentiert nähert.
Als besondere Perle empfiehlt Karl den Bandfilm „Benda Bilili„, dem er einen ähnlichen Erfolg zutraut, wie seinerzeit Wim Wenders mit seinem „Buena Vista Social Club„. Begleitete der damals die gleichnamige kubanische Opi-Band, stehen nun die kongolesischen Musiker von Staff Benda Bilili im Fokus. Nach der gefeierten Premiere in Cannes, lief der Film jüngst im bayrischen Hof und wird vom Kool-Film-Verleih 2011 auch bundesweit in Deutschland starten. Nun gastiert der Streifen als Berlin-Preview im Babylon und wird dort von den beiden Regisseuren Renaud Baret und Florent de la Tullaye, sowie der Filmpatin Meret Becker präsentiert.
Karl ist es wichtig, dass über Filme gesprochen wird, daher erschafft er mit seinem Festival ein Event, das „sexy sein muss„, wie er sagt. Beim Around the World beginnt das Event schon weit bevor der (Haupt-)Film startet. Jede Vorführung wird von einem deutschen Kurzfilm eröffnet, da sich „viele Talente aus den Filmschulen durch Kurzfilme äußern„. Auf diese folgt eine Einführung durch einen Paten. Sie stellen die Werke dem Kino-Publikum persönlich und fachkundig vor. Mit den Paten sind außergewöhnliche Kultur-Persönlichkeiten gemeint, wie in diesem Jahr etwa Regisseur Thomas Arslan, die Schauspielerin Meret Becker oder die dem Festival schon lange treu verbundenen Wim Wenders, Knut Elstermann und Maria Schrader.
Mehr über die Paten und das Festival demnächst bei uns und auf der Festival-Homepage.