Viral Video Award 2010: Kurz und gut
Ganz offensichtlich ist ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg eines Virals, also eines Clips/Videos, das sich wie ein Virus im Internet verbreitet, dessen Länge. Oder besser, dessen Kürze. Diese Erkenntnis drängt sich beim Betrachten der Siegerfilme des Viral Video Awards auf, die nach einmonatigem Online-Wettbewerb am Freitag im Roten Salon der Volksbühne von Publikum und Juroren gekürt wurden. Vor proppenvollem Saal überzeugten mit „Nestlé, kein Palmöl aus Umweltzerstörung!“ (Bester Viral) von Greenpeace und „Polar Bear“ von Daniel Kleinman (Bestes politisches Viral) zwei Videos die Juroren, die nicht länger als eine Minute brauchten, um ihre Botschaft zu verkünden. Der Publikumspreis ging an Tilman Egel, der sich Til Gold nennt, für seine Kurzanimation „Nice Game„. Darin behandelt Gold das Thema Kindersoldaten und zeigt die zwei Realitäten, in denen diese sich befinden: unschuldiges Spiel auf der einen und brutale Gewalt auf der anderen Seite. Er erhielt mit Abstand die meisten der rund 20.000 online-Abstimmungen und erzielte dabei auch die höchsten Bewertungen.
Die Veranstalter von interfilm ziehen nach der dritten Ausgabe des Awards positive Bilanz. Matthias Groll: „Der Viral Video Award hat sich im dritten Jahr seines Bestehens als fester Bestandteil des internationalen Kurzfilmfestivals etabliert. Virale Videos sind spannend und innovativ genug, um auch weiterhin Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“
Der Journalist Mario Sixtus („Elektrischer Reporter“, ZDF), die Fernsehmoderatorin und Autorin Petra Gute („Stilbruch“, RBB) und der Schauspieler Daniel Zillmann („NVA“, „Schwarze Schafe“) bildeten die Fachjury des Awards 2010. Sie prämierten „Nestlé, kein Palmöl aus Urwaldzerstörung!“ von Greenpeace mit folgender Begründung als bestes Viral:
„Der Palmöl-Spot von Greenpeace ist das Video mit dem größten Einfluss und der höchsten Viralität. Darüber hinaus hat der Film nicht nur viele Menschen für das Problem der Palmölproduktion sensibilisiert, sondern auch sein Ziel erreicht: Nestlé musste auf die Kritik reagieren. Die Macher haben mit diesem Film bewiesen, dass Virals etwas bewirken können. Dafür zeichnen wir diesen Film als bestes Viral 2010 aus.“
Die Jury vergab weiter das beste politische Viral zu den Themen Klima, Demokratie und Gerechtigkeit an „Polar Bear„, das die klimaschädlichen Auswirkungen von Flugreisen thematisiert. In der Begründung hieß es: Das Video von Daniel Kleinman „vermittelt in kürzester Zeit ohne viele Worte und mit extrem starken Bildern eine klare Botschaft, die hängen bleibt.“
Keinen Preis, aber immerhin eine lobende Erwähnung erhielt der Film „Ode to a Post-it Note“ von Jeff Chiba Stearns. Sein aufwendiger Viral nimmt nicht nur wegen dieser Erwähnung eine Sonderstellung ein, denn im Gegensatz zu anderen, von Firmen gestreuten Videos wie einem Fluglinienspot, hatte er das Publikum uneingeschränkt hinter sich. Offensichtlich stehen kritisierende Videos als kreatives Instrument des Protests höher in der Gunst der Menschen am Rechner – oder wenigstens im Roten Salon.
Hier der Publikumssieger „Nice Game“ von Til Gold: