filmPolska 2011: Neues Polnisches Kino


Filmszene: "Essential Killing"

Filmszene: "Essential Killing"

Raue Sprache

Mit dem polnischen Film stellt sich zwischen dem 14. bis 20. April beim Filmfestival filmPolska eine der derzeit spannendsten europäischen Filmregionen in gleich acht Kinos der Hauptstadt vor. Das Festival des polnischen Films in Berlin, das größte polnische Filmfestival in Deutschland, zeigt eine fast 100 Filme umfassende Auswahl völlig unterschiedlicher Geschichten und Publika. Dabei stehen die Granden wie Kieślowski genau so im Blickpunkt, wie deren Erben, die das neue polnische Kino prägen.

Dieser moderne polnische Film spricht oft eine raue Sprache, ist zu Hause in grauen Betonschluchten und verliert dabei dennoch nur selten sein sarkastisches Augenzwinkern, was ihm aber nichts von seiner Wucht nimmt. Ziel des Filmfestivals ist es Neugierde auf das polnische, cineastische Schaffen zu wecken und neue Freunde zu gewinnen. Schon der Auftakt des Festivals verspricht viel: „Zero„, der Debütfilm von Pawel Borowski, zeigt, welche kausale Folgen Entscheidungen nach sich ziehen. Mit dem Fallen eines ersten Dominosteinchens, nimmt seine Geschichte Fahrt auf und rauscht durch die Großstadt. Ganz anders und doch nicht minder intensiv: „Jutro bedziej lepiej“ („Morgen wird alles besser„). Dorota Kędzierzawskas Film konnte sich den diesjährigen Friedensfilmpreis der Berlinale sichern und ist nun beim Festival wieder zu sehen. Kędzierzawska begleitet drei russische Waisen, die von Zuhause weglaufen, nach Polen, wo sie auf ein neues, besseres Leben hoffen.

Bemerkenswert sicherlich auch Jerzy Skolimowskis gefeierter Film „Essential Killing„, der bei den Filmfestspielen in Venedig mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde. Der Regisseur, der bereits 1967 auf der Berlinale für „Le Départ“ mit dem Goldenen Bären bedacht wurde, fühlt sich in „Essential Killing“ in einen afghanischen Stammeskämpfer hinein, der, nachdem er drei US-Soldaten getötet hat, verhaftet wird. Nach zahllosen Verhören gelingt ihm die Flucht, doch damit beginnt für ihn erst der Kampf ums Überleben auf völlig fremdem Terrain. Eine Rolle, die wie geschaffen scheint für das Enfant terrible Vincent Gallo. Gallo kommt im Film fast gänzlich ohne Worte aus, um so drastischer ist die Bildgewalt, mit der Skolimowskis diese Odysse unterstreicht. „Essential Killing“ zeigt die Geschichte des Afghanen als blossen Überlebenstrieb, fern ab von politischem Statements und religiösem Diskurs.

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