„Benda Bilili!“- Regisseur Florent de La Tullaye im Interview


Filmszene: "Benda Bilili"

Filmszene: "Benda Bilili"

De La Tullaye: Für sie war das ziemlich normal. In einem Orchester in Kinshasa ist das so. Es gibt dort ja keine Musikschulen. Also führen sich die Orchester junges Blut zu, indem sie die Kids schon früh aufnehmen und selbst ausbilden. Es ist wie beim letzten Song, der im Film zu sehen ist: Staff Benda Bilili will never die. In Kinshasa heißt es nicht umsonst: In jedem Haus wohnt ein Musiker. Das ist tatsächlich so.

Ihr Film ist keine klassische Doku, weil Sie mit Ihrer Anwesenheit die Geschichte verändern.
De La Tullaye: Ich denke, das ist immer so. Egal in welchem Land. Kommst du mit einer Kamera auf dem Arm nach Russland, veränderst du das was passiert. Deshalb beschlossen wir ehrlich damit umzugehen und auch uns im Film zu zeigen. Uns hat das die Möglichkeit gegeben die Geschichte sehr frei zu erzählen. Wenn wir es für notwendig hielten, die Kamera im Film zu zeigen, haben wir das gemacht.

Ihr Film, der das Festival in Cannes eröffnete, wurde von der Times als „Kinshasa Social Club“ geadelt. Einer Anspielung an „Buena Vista Social Club“ von Wim Wenders. Hatten Sie jemals erhofft in einem Atemzug genannt zu werden?
De La Tullaye: Gehofft haben wir das. Aber nicht erwartet. Es gibt immer mehr Dokumentationen über Musik und die Leidenschaft für Musik, die so viele Facetten von Musik unterschiedlich erklären. In Kinshasa war es eine Art Schlüssel, wenn wir unser Projekt als Film vorstellten und nicht als Fernsehbericht, der von Armut handelt. Da half auch das Beispiel „Buena Vista Social Club“. Für mich selbst ist unser Film so wie er ist, ein Gewinn. Ich mag keine Dokus mit Sprechern, die dir alles erklären wollen. Der Film profitiert davon, dass er sich die Zeit nimmt und die Leute für sich selbst sprechen lässt.

Funktioniert Ihr Film ein wenig wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung? Schließlich endet er mit dem großen Festivalgig beim Eurockéennes in Frankreich, was sicher ein Ziel von Band und Filmemachern war.
De La Tullaye: Ja, vielleicht. Wir haben es geschafft, den Film ins Kino zu bringen. In Frankreich und sogar hier. Gerade das Festival in Cannes hat den Film ins Rampenlicht gerückt. Für uns war es ein echtes Privileg dort zu laufen, schließlich hätten die auch einfach einen guten amerikanischen Film auswählen können. So konnte er viele Zuschauer positiv überraschen. Ähnlich in den französischen Kinos: Die ersten beiden Wochen liefen ziemlich schlecht, aber die Leute die den Film sahen, redeten darüber und ab der dritten Woche stiegen die Besucherzahlen. Das ist wichtig für mich, aber auch wichtig für meine „Stars“, wie Ricky und Coco, da er das Leben von Behinderten in Kinshasa zeigt – und eben nicht nur ein Musikfilm ist.

Interview: Denis Demmerle

Benda Bilili!“ Kinostart: 19. Mai 2011

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