Filmtipp: Schlafkrankheit
Ausgezeichnet mit dem Silbernen Bären und dem Filmkunstpreis 2011 des Festival des deutschen Films
Das Ehepaar Ebbo und Vera Velten arbeitet gemeinsam seit vielen Jahren als Entwicklungshelfer in Afrika. Doch Vera zieht es zurück nach Deutschland zu Tochter Helen, die in dort ein Internat besucht und sich zunehmend von den Eltern entfremdet. Bei Vera wächst allmählich der Wunsch ein neues Kapitel im Leben aufzublättern. Ebbo schafft den Schritt zurück nicht mehr und bleibt stattdessen an deren letzter Station in Kamerun zurück und betreut ein internationales Programm zur Erforschung einer ominösen Schlafkrankheit.
Als Jahre später der junge, in Frankreich geborene, Arzt Alex in das Heimatland seiner Eltern kommt, ist Ebbo noch immer dort. Er kann einfach nicht loslassen und hat längst eine eigene Welt um sich herum aufgebaut. Während Alex Probleme hat, sich mit den fremden Sitten zu arrangieren, scheint sein Vorgänger schon beinahe so mit dem Land verschmolzen, dass er kaum noch auffindbar ist.
Bei der 61. Berlinale gewann Ulrich Köhler den Silbernen Bär für die Beste Regie und beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen den Filmkunstpreis 2011 für sein biographisch geprägtes Werk. Seine Eltern arbeiteten einst als Entwicklungshelfer im damaligen Zaire.
Im kühlen Februar spaltete Köhlers Drama vor allem das Fach-Publikum, das einerseits am brachialen Perspektivwechsel litt, andererseits den Wagemut und die Bildsprache Köhlers würdigte. Konsensfähigkeit ist dem Regisseur also sicher nicht zu unterstellen. Ob sein sperriges Drama aber für ein größeres Publikum taugt ist fraglich, wenn schon viele Filmkunst erprobte abwinken.
Denis Demmerle
Schlafkrankheit
Regie: Ulrich Köhler
Hauptdarsteller: Hippolyte Girardot, Jean-Christophe Folly, Jenny Schily, Pierre Bokma, Maria Elise Miller
Kinostart: 23. Juni 2011