Fantasy Filmfest 2011 am Potsdamer Platz


Filmszene: "Cold Fish"

Filmszene: "Cold Fish"

Eindrucksvoller ist Tim Fehlbaums „Hell„. Dem Regisseur ist es mit seinem Erstlingswerk geglückt, auf dem diesjährigen Filmfestival in Locarno gezeigt zu werden. Eine seltene Ehre, gerade wenn man bedenkt, dass sich Fehlbaum mit seinem dystopischen Roadmovie einem Thema widmet, das vor zwei Jahren von John Hillcoat sehr eindringlich unter dem Titel „The Road“ mit Viggo Mortensen umgesetzt wurde. In „Hell“ sind es Marie (Hannah Herzsprung) und ihre kleine Schwester Leonie (Lisa Vicari), die gemeinsam mit Phillip (Lars Eidinger) in einem alten Volvo unterwegs sind in die Berge. Dort soll es noch Wasser geben, denn überall sonst hat die Sonne das Land verödet, Mensch und Tier sind verhungert und verdurstet. Gemeinsam kämpft sich die Gruppe durch eine gespenstische Welt, die Fehlbaum beeindruckend dicht in Szene setzt. Unbedingt sehen!

Das asiatische Kino kommt, wie uns Stefan Rainer im Interview erklärte, diesmal ein wenig zu kurz. Dennoch finden sich mit „The Lost Bladesman“ (Felix Chong, Alan Mak) und „Shaolin“ (Benny Chan) zwei visuell opulente Martial-Arts-Filme im Programm. „Cold Fish“ dagegen ist schräg  und exzessiv. Der japanische Autorenfilmer Sion Sono schaffte es mit seinem stilistisch, inhaltlich und visuell geradezu magischen Film „Love Exposure“ vor zwei Jahren in die Auswahl der Berlinale. In „Cold Fish“ erzählt Sono die Geschichte eines bodenständigen Verkäufers tropischer Fische, der in den Dunstkreis eines windigen Geschäftsmannes gerät, der ebenfalls Fische verkauft – gern aber auch die eigene Kundschaft umbringt. Sono präsentiert sich auch diesmal als Meister des Absonderlichen und liefert eine verquere Mischung aus Gewalt, Sex und Alltagsmonstrositäten. Sonos Filme sind in deutschen Kinos nur selten zu sehen, nicht zuletzt weil sie sich jeglichen Genregrenzen widersetzen. So auch „Cold Fish“, der in Deutschland keinen Kinostart erhalten hat.  In diesem Sinn hält auch das 25. Fantasy Filmfest viele Entdeckungen bereit, die man so sonst nur kleinformatig in den eigenen vier Wänden schaut.

Martin Daßinnies

Fantasy Filmfest, 16. bis 24. August, Cinemaxx und Cinestar am Potsdamer Platz, www.fantasyfilmfest.com

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