Retrospektive: Akira Kurosawa im Kino Arsenal


Akira Kurosawa

Akira Kurosawa

Vom 5. September bis 31. Oktober lädt das Kino Arsenal zur großen Kurosawa-Retrospektive. So kann man nicht nur die Klassiker des Männerkinos auf einer großen Leinwand bewundern, sondern auch eher unbekannte Seiten des Sensei entdecken. Denn die 30 Titel decken sein Schaffen von Mitte der 1940er bis Mitte der 1980er Jahre ab. Aus einer Vielzahl von Gründen wird der 1910 in Tokio geborene Akira Kurosawa als der bevorzugte Regisseur des goldenen Zeitalters des japanischen Kinos gehandelt.

Seine Filme gelten als weniger japanisch als die von Mizoguchi oder Ozu. So sind seine Streifen deutlich actiongeladener als das Ouevre beider zusammen. Mizoguchi verstand sich auf das Ausloten der verhängnisvollen Situation japanischer Frauen im Mittelalter und Ozus Schwerpunkt lag auf der dramaturgischen Analyse von Familientragödien. Bei Kurosawa sind es Männer und die Kräfte, die sie in Bewegung halten und setzen. So erscheinen seine Filme zwar als maskuline und virile Exotik, transportieren aber gleichzeitig Stoffe, die für ein westliches Publikum leicht verständlich sind und als universal gelten: „Rashomon“ (1950) der Liebesfilm, „Die Sieben Samurai“ (1954) der Western, „Sanjuro“ (1962) der Politthriller, „Ikiru“ (1952) die Tragikkomödie. „Die verborgene Festung“ (1958) wird sogar als Blaupause für „Star Wars“ gehandelt.

Während ein Großteil der Arbeiten Mizoguchis außerhalb von Japan nie verfügbar war, so ist es fast ein kleines Wunder, dass Kurosawa nicht das gleiche Schicksal ereilte. Allerdings ist der Blick auf Kurosawas Werk eingeschränkt. Seine historischen Dramen sind geschätzt und gehören zum Kanon eines jeden Cineasten. Allerdings gab es auch Filme wie „Drunken Angel“ (1948).  Es war seine erste große Arbeit, jedoch bereits sein siebenter Film. Der Titel bezieht sich auf den tuberkulösen Gangster Matsunaga (natürlich Toshiro Mifune) und seine Beziehung zu einem dubiosen Arzt und dessen Freundin Sanada (Takashi Shimura), die versucht Matsunaga gegen seinen Willen zu retten. Wie so oft in seinen Filmen, ist auch hier die treibende Kraft eine Männlichkeit unter Zwang. So kann der aufmerksame Beobachter in der On/Off-Beziehung von Matsunaga und Sanada ein Zusammenspiel entdecken, das einer Meiser/Schüler-Beziehung aus Kurosawas historischen Werken sehr ähnlich ist. Dadurch gewinnt die Romanze eine Intensität, die konventionellen Romanzen fehlt, denn jede Handlung zieht unwiderruflich Konsequenzen nach sich.

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