Down Under Berlin: Ein Auftakt nach Maß
Ein Auftakt nach Maß
Das Filmfestival Down Under Berlin hat seinen Auftakt gefeiert und dabei Perspektiven der indigenen Völker Australiens aufgezeigt, die in Europa oft nur als Randthemen verhandelt werden. Facettenreich waren die verschiedenen Filmgenres, mal verklärt-romantisch, mal fantastisch und selbst Splattereinlagen bot die Auswahl der ersten Festivalausgabe. Themen und Inhalte reihten sich nicht stringent in ein Muster. Schön so, denn die Abwechslung vermied Tristesse und forderte dennoch die volle Aufmerksamkeit der Zuschauer ein.
Eindrucksvoll war vor allem, wie stark sich die gerade in den dokumentarischen Langfilmen abgebildeten Individuen gegen Schicksal und Willkür aufbäumen und für ihre Überzeugungen kämpfen. Natürlich denkt jeder beim Stichwort Kulturkampf an die Aborigines, deren Heimat und Identität durch die Europäer vor gut 250 Jahren geraubt wurden. Doch wie das konkret im Jahr 2011 aussieht und unter welchen Bedingungen sie leben, weiß wohl kaum jemand in Europa einzuschätzen. Die Welt der Yvonne Margarula ist vom Raubbau an der Natur bedroht. Sie ist die Heldin des Films „Jabiru 0886 Trespass„. Margarula gehört den Mirrarr-People an, die seit etwa 40 000 Jahren im heutigen Kakadu National Park in Nordaustralien leben und die einen internationalen Kampf um die Selbstbestimmung ihres und anderer australischer Stämme führt. Auf dem Gebiet ihres Stammes, in einer Region, die von der UNESCO als Weltnatur- und Weltkulturerbe deklariert ist, wird ein großer Teil des weltweiten Uranbedarfs abgebaut. Mit fatalen Folgen für die Umwelt und auch für die Aborigines, die nichts von den Gewinnen der Bergbaugiganten wie BHP-Billiton sehen und – für sie noch schlimmer – ihr heiliges Land der Zerstörung Preis geben müssen.
Die Filme „Uranium: is it a country?“ und „Muckaty Voices“ zeigten die negativen Folgen des Uranabbaus in Australien sehr deutlich und unterstrichen die wenig existenten Grundrechte der autochthonen Australier. Das sich anschließende Gespräch mit der Macherin des Films „Uranium: is it a country?“ Kerstin Schnatz ließ dann u.a. den Schluss zu, dass es nicht einfach ist, aktiv gegen diese Probleme anzugehen, gleichwohl es auch nicht unmöglich ist, Aktivist zu sein. Zum Beispiel entstand eine Filmsequenz ihres Films während einer touristisch geführten Bustour durch eine Uranmine, Filmaufnahmen und Interviews werden von den Großkonzernen strikt abgelehnt oder untersagt. Ein Glücksritter aus Deutschland mit türkischen Wurzeln stellt dem Urangebrauch eine Alternative entgegen. Wo, wenn nicht in Australien, kann man die Sonnenenergie besser nutzen, dachte sich Durmus Yildiz. Das Portrait, das der Filmemacher Thomas Schumacher in seinem Film „Digging dirt from the earth“ von Yildiz zeichnet, stellt einem wenig existenten Umweltbewusstsein in Down Under einen Don Quijote entgegen, der sich voll von Idealismus für die Solarbranche einsetzt.