5. Festival des Spirituellen Films im Gotischen Saal

„Viva Kleiner Mann – Über Wilhelm Reich“ (1987) knüpft ein weit gespanntes Netz von Hinweisen und Begegnungen und rekonstruiert anhand von Interviews mit Mitstreitern, Familienmitgliedern wie Kontrahenten die Biographie des Psychoanalytikers Wilhelm Reich. 1897 in Galizien geboren und 1957 unter ungeklärten Umständen in einem amerikanischen Gefängnis gestorben, war Reich ein unermüdlich wirkender Psychiater, Sexualforscher und Propagandist der von ihm entdeckten Lebensenergie „Orgon“. Nicht unbekannt ist bis heute der aus dieser Entdeckung heraus resultierende „Orgon-Akkumulator“, eine Apparatur, deren Fähigkeiten selbst Literaten wie J.D. Salinger und William S. Burroughs faszinierten.

Auch Hollywood erhält in dem diesjährigen Filmreigen des Festivals seinen Platz. Darran Aronofskys „The Fountain“ mit Hugh Jackman in der Hauptrolle, widmet sich in geradezu ätherischer Bildgewalt der Frage nach dem ewigen Leben. „The Fountain“ verwebt drei Handlungsstränge, die eine Zeitspanne von 1000 Jahren umfassen. Während ein spanischer Konquistador im 15. Jahrhundert nach dem Baum des Lebens sucht, verzweifelt 500 Jahre später ein Wissenschaftler an der Entwicklung eines Medikaments, das seine Frau vor dem Tod retten soll. Im Jahr 2500 ist ein Weltraumreisender in einer großen Blase unterwegs, um einen darin wachsenden Baum zu dem sterbenden Stern Xibalbá zu bringen, der nach den Vorstellungen der Maya der Ort im Jenseits ist, an dem Tote wiedergeboren werden. Auf allen Ebenen, die für den Zuschauer nicht immer leicht miteinander zu vereinen sind, findet Aronofsky betörend-schöne Bilder, entlässt den Rezipienten aber in eine Ungewissheit, die, wie so viele metaphysische Betrachtungen (Behauptungen), in einen unentwirrbaren Fragenkatalog führen. Spiritualität ist allerdings auch keine Form des konsequenten Fragens und Antwortens (im Guten wie im Schlechten) – sie ist vielmehr dialektisch im Verhältnis von Geschenk und Annahme.

Martin Daßinnies

Festival des Spirituellen Films, 4. bis 6. November, www.gotischersaal.de