Cinema! Italia! 2011 in Berlin

Geschichten des Alltags


Filmszene: "La Prima Cosa Bella"

Filmszene: "La Prima Cosa Bella"

Zum mittlerweile 14. Mal tourt das italienische Filmfestival Cinema! Italia! durch Deutschland. Was im September in Hamburg begann, endet nun nach Vorführungen in insgesamt 28 Städten wie immer in Berlin, wo in der Zeit vom 8. bis 14. Dezember alle sechs Wettbewerbsfilme des Festivals im Babylon und im Rollberg-Kino gezeigt werden.

Bereits jetzt steht schon fest, welcher der sechs Beiträge sich den Weg in die Herzen der Zuschauer bahnen konnte, denn am 10. Dezember werden im Babylon die Darstellerin Claudia Pandolfi und der Drehbuchautor Francesco Piccolo den Publikumspreis für Paolo Virzìs Film „La prima cosa bella“ (2010) entgegennehmen dürfen, der übrigens schon in diesem Jahr für den Oscar nominiert wurde. Virzìs Werk erzählt die Geschichte von einem schwierigen Mutter-Sohn-Verhältnis, das durch die Krebserkrankung der Mutter jedoch eine entscheidende Wendung nimmt. „La prima cosa bella“ fügt sich damit dieses Jahr in eine Filmauswahl ein, die gleichermaßen von einer tragischen und komödiantischen Grundstimmung geprägt ist.  Gemeinsam ist den verschiedenen Beiträgen ebenso, dass sie dem deutschen Publikum ein italienisches Kino präsentieren, dass kleine und große Geschichten des Alltags zu erzählen hat, spielerisch und zugleich intelligent-humorvoll mit den Sorgen und Nöten der Italiener, ihrer Gesellschaft und Kultur umzugehen weiß und zudem mit interessanten Eindrücken der unterschiedlichen Regionen des Landes aufwarten kann.

Die Filme, die fernab des Festivals nur schwer oder gar nicht den Weg in die deutschen Kinos gefunden hätten, „überzeugen durch ihre Sensibilität und den hohen künstlerischen Anspruch„, findet Michele Valensise (Botschafter Italiens in Deutschland und zugleich Schirmherr des Festivals), der zusammen mit dem Tournee-Organisator Helge Schweckendiek den Gewinnerpreis im Babylon überreichen wird. Es lohnt sich, diese seltene Kinogelegenheit wahrzunehmen, denn neben „La prima cosa bella“ klingen auch die weiteren fünf Filme anspruchs- wie verheißungsvoll: Während in „Into Paradiso“ („Ins Paradies„, 2011) von Paola Randi drei vom Zufall zusammengeführte Männer vor der Camorra flüchten, kämpft in „Happy Family“ (2010) von Gabriele Salvatores ein Drehbuchautor mit seiner Fiktion und seinen Figuren, die sich scheinbar verselbstständigen. In „Immaturi“ („Zurück auf Los„, 2010) von Paolo Genovese müssen derweil ein paar 40-jährige Freunde aufgrund eines bürokratischen Fehlers plötzlich ihr Abitur nachholen, während in „Lo spazio bianco“ („Der weiße Raum„, 2009) von Francesca Comencini eine ebenfalls 40-jährige Frau ungewollt schwanger wird und sechs Monate später um ihr zu früh geborenes Kind bangt. Während all diese Filme sich vorrangig Themen der Gegenwart widmen, führt Giorgio Dirittis „L’uomo che verrà“ („Ein Mensch kommt in die Welt„, 2009) den Betrachter in ein vom zweiten Weltkrieg zerrüttetes Italien, in dem ein kleines Mädchen aus ländlichen Verhältnissen hautnah das Massaker von Marzabotto erleben muss.

Alina Impe

Cinema! Italia! 8. bis 14. Dezember, Kino Babylon, Kino Rollberg, www.cinema-italia.net