Festivalbericht zum ersten International Comedy Film Festival

Ferienlager, PR-Manager und Geister


Morgan Spurlock

Morgan Spurlock

Vielleicht ein paar Worte zur rosaroten Programmbeilage mit dem Titel „Treffen sich ein metrosexueller Elf, ein Kinderschänder und zwei Neo-Nazis auf einer Zwangshochzeit.“ Auf einer der ersten Seiten wird dem Besucher ein Komödien-Inventar von „super-duper Kategorien“ angeboten.  Nun ist das mit Kategorien so eine Sache, denn diese sollen ja per se verwalten. Die Einteilung der Komödie in Subgenres ist legitim, doch die Aufteilung „subtil/lustig“ zu etwa „meta“ und „eigenartig/komisch“ wirkt gequält und ist eigentlich unnötig. Auf Seite 49 erfährt man, dass das Comedy Film Festival „das erste deutsche Filmfestival (ist), das zu 100 Prozent durch Crowdfunding finanziert wurde“. Ansonsten wird hier den Filmen und Regisseuren mehr Platz eingeräumt, als eigentlich üblich ist und mit seinem A4-Heftformat zwingt es sich als Lektüre gut auf.

Dem Aufzwingen ist das Product Placement wohl recht ähnlich. Nur klingt das eine emotionalisierter als das andere. Wem Adam Curtis Dokumentarfilm „The Century of the Self“ zu schwer und seriös ist und Matthew Weiners Serie „Mad Men“ einfach zu lange dauert, öffnete bei Morgan SpurlocksThe Greatest Movie ever sold“ genau dem richtigen Klinkenputzer die Tür. Bei dem Motto „He’s not selling out, he’s buying in“ hat man bereits eine Ahnung, was einen erwartet: Nicht allzu seriöser, politischer Journalismus, garniert mit einigen Screwball-Elementen und einer Pointe, die eigentlich jedem bekannt ist, nämlich, dass der postmoderne Mensch eine Litfasssäule ist. Dieser Film ist Agitdoc-Ramsch von Mooreschem Kaliber. Ein Mann mit einer Mission – mit weniger egozentrischem Nachdruck, dafür mit größerem Identifikationspotenzial. Der Zuschauer hat dabei kaum Zeit zum Luft holen. Ständig werden Experten herbeigeschafft. Es wird herumgereist, vorgeführt, gezeigt. Zu dem erhält man noch den goldenen Informationsschuss dank Talking Heads wie Big Boi von OutKast, Noam Chomsky, Donald Trump, Brett Ratner und wenigstens zweidutzend weiterer mehr oder weniger illustrer Interviewpartner. Der gesamte Film ist ein Name-Droping-Massaker, aber als solches höchst kurzweilig.

Da es die Komödie als Genre schwer hat, ernst genommen zu werden, geht es einem Festival, das den Schwerpunkt Komödie bedient, nicht wesentlich besser. Ja, es war manchmal ein bisschen viel des Guten (die LOG JAM-Band). Ja, das Product-Placement der Saxoprint Online-Druckerei zu dem Film „The Greatest Movie ever sold“ war wirklich konsequent. Und ja, „Der Todesking“ Jörg Buttgereit war wirklich vor Ort. Insgesamt also kein schlechter Start.

Joris J.

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