Talent Campus-Leiter Matthijs Wouter Knol im Interview

Was Nachwuchs-Filmemacher wirklich brauchen


Matthijs Wouter Knol und Christine Tröstrum

Matthijs Wouter Knol und Christine Tröstrum

Gemeinsam mit der Projektleiterin Christine Tröstrum wurde dem Niederländer Matthijs Wouter Knol im September 2008 die Gesamtleitung des Berlinale Talent Campus der Internationalen Filmfestspiele Berlin übertragen. Wir haben ihm drei Fragen zur aktuellen Ausgabe gestellt.

Der Talent Campus bietet viele Programme und Events für Filmemacher an – gibt es etwas, worauf Sie dieses Jahr besonders stolz sind?

Ich bin besonders stolz auf die hohe Qualität der Nachwuchs-Filmemacher, die wir ausgewählt haben, denn dazu gehören z.Bsp. Produzenten, deren Filme auf der Berlinale laufen, eine Schauspielerin, die eine Hauptrolle in einem Wettbewerbs-Film spielt, sowie 30 Campus Alumnis, die mit ihren neuen Filmen zum Festival zurück kommen. Das zeigt, dass sich der Talent Campus in den letzten Jahren als eine lebendige Plattform für eine neue Generation von Filmemachern etabliert hat. Zudem sind wir auch sehr stolz, dass wir kontinuierlich Unterstützung von unseren Partnern für den Campus erhalten und dass sehr erfahrene Experten wie der diesjährige Jurypräsident Mike Leigh, Juliette Binoche, Gaston Kaboré, Victor Kossakovsky, Keanu Reeves, Nuri Bilge Ceylan, Tony Gatlif, Ed Lachman, Ryuichi Sakamoto, Mark Cousins und Künstler und Schriftsteller wie Tahar Ben Jelloun, Yan Geling und Thomas Demand uns bei den Veranstaltungen für die 350 jungen Filmemacher als Referenten begleiten.

Gibt es Programme oder Veranstaltungen, die Sie dem Talent Campus in den nächsten Jahren gerne noch hinzufügen würden?
Der Campus bietet in nur sechs Tagen ein enormes Programm, deshalb haben meine Kollegin Christine Tröstrum und ich uns bemüht, uns mehr darauf zu fokussieren, was Nachwuchs-Filmemacher wirklich brauchen, anstatt einfach nur Inspiration und 349 Treffen mit anderen Leuten anzubieten. Ich denke, wir waren erfolgreich und haben den Campus zunehmend anschaulicher gemacht, wir können unseren Talenten etwas Praktisches mit auf den Weg geben – vom überzeugenden Script-Lektorat hin zu hervorragenden Treffen, die den ihnen helfen werden, Entscheidungen zu treffen. In Zukunft möchten wir die jungen Filmemacher hinsichtlich der Filmauswertung besser unterstützen, d.h. es geht auch darum, ein Publikum für Filme zu finden. Filme sind toll, aber wir möchten, dass unsere Filmemacher sich mit ihren Filmen und ihrem Publikum auseinandersetzen, um ihre Zuschauer zu erreichen.

Welche Chancen ergeben sich besonders für junge Filmemacher durch den Talent Campus?
Die Idee des Campus ist seit seiner Gründung durch Dieter Kosslick unverändert: Wir möchten eine neue Generation von Filmemachern miteinander und mit der Berlinale verbinden, Wissen und Erfahrungen austauschen und dabei ein Event gestalten, bei dem es nicht darum geht, wer der Beste ist. Es geht darum, die eigene Arbeit weiter zu bringen und die richtigen Leute zu treffen, mit denen man gern arbeiten möchte. Die Tatsache, dass so viele Filmemacher wissen, dass es den Campus gibt und jedes Jahr dabei sein möchten, sowie die tollen Filme der Campus Alumni, sind die besten Ergebnisse für dieses fantastische Programm.

Interview: Cosima M. Grohmann

Berlinale Talent Campus 11 bis 16 Februar

DIE 62. BERLINALE IN DER ÜBERSICHT