Future Shorts im .HBC

Pop Up Kino


"Love You More" von Sam Taylor-Wood

"Love You More" von Sam Taylor-Wood

Richtig wegdenken kann man sich die Future Shorts nicht mehr aus dem Kanon der Berliner Filmfestivalkultur. Auch wenn sich seit dem letzten Jahr einiges am Konzept des Festivals geändert hat. Weltweit gastiert Future Shorts in knapp 50 Städten, die einzelnen Ausgaben wurden bis 2010 von Kuratoren geleitet, die die Ausrichtung des jeweiligen Events meist selbst bestimmten. London war so etwa anders als Berlin. Das war gewollt. Und es war interessant. Seit einigen Ausgaben ist das nun anders. Es gibt ein festgeschriebenes Programm von sechs bis sieben Filmen, das überall auf der Welt läuft. Wo Future Short jetzt weniger individuellen Charme seitens der kuratorischen Leistung besitzt, sticht dafür ein neuer Aspekt hervor: „Pop-Up“ lautet das Erfolgsrezept der Organisatoren und orientiert sich an dem, was in der Mode-Welt schon lange „business as usual“ ist. Man wechselt regelmäßig den Ort und erlaubt so dem Zuschauer eine kleine Reise durch die Stadt. Anstatt mit „gewöhnlichen“ Kinosälen zu konkurrieren, macht man die Stadt selbst zum großen Kinosaal und nutzt die manchmal auf den ersten Blick etwas abwegigen Charakteristika zuvor unbespielter Architektur. Oder man geht gleich in den Club und an die Bar: diesmal etwa ins .HBC am Alexanderplatz.

In der März-Ausgabe von Future Shorts versammeln sich sieben Kurzfilme, darunter Arbeiten der Britin Sam Taylor-Wood („Love You More„), Nash Edgerton („Bear„) und Spike Jonze. Taylor-Woods Regie-Debüt „Love You More“ (2007) ist inspiriert durch den gleichnamigen Song der Buzzcocks und erzählt die Geschichte eines Liebespaares, Georgien und Peter, im London des Jahres 1978. „Love You More“ ist eine zarte Liebeserklärung an die englische Punk-Revolte der 1970er Jahre und basiert auf einem Drehbuch des Briten Patrick Marber.

Spike Jonzes animierter Kurzfilm „Mourir Auprès de Toi“ („To Die By Your Side„) basiert dagegen auf den gestrickten Handtaschen der französischen Designerin Olympia Le-Tan, deren Design dem Einband von Erstausgaben literarischer Klassiker nachempfunden sind. Offenbar fanden diese Taschen beim Filmemacher so großen Anklang,  dass er in seinem Kurzfilm Le-Tans Buchcover auf spielerische Weise zum Leben erweckt. Zu dem Projekt war es gekommen, als Jonze die Designerin um einen gestickten Einband für „Catcher in the Rye“ bat und Le-Tan als Bezahlung einen Kurzfilm forderte. Über einen Zeitraum von sechs Monaten entstanden 3000 handgefertigte Filzelemente, die dann für den Film mit klassischer Stop-Motion-Technik animiert wurden. Das Ergebnis ist typisch Jonze: skurril wie märchenhaft.

MD

Future Shorts, 3. März, ab 20 Uhr, .HBC