Interview mit Nomadenkino-Macher Werner Kantor

Filme wandern durch die Hauptstadt


Initiator Werner Kantor

Initiator Werner Kantor

Gibt es eigentlich auch mal Probleme mit der Vorführmaschine, der TK 35? Die hat ja bereits Liebhaberwert. Was machst du, wenn sie mal streikt?
Ich musste mich im Laufe der Zeit auch ein bisschen als Techniker beweisen. Mir ist z.B. mal der Handgriff gerissen und dabei wurden die Linsen und die Tonoptik verschoben. Ich brauchte das dann aber nur aufschrauben und einfach ein bisschen drehen und den Ton neu einstellen. Das ist mit der Maschine sehr simpel. Dagegen hatte ich letztens 45 Minuten Verspätung, weil für eine Blu-Ray-Disc eine Fernbedienung für einen Beamer nicht passte. Da hast du dann nichts, was dir weiterhilft.

Du führst beim Nomadenkino also doch auch noch mit Beamer und DVD-Anlage vor?
Ja, das hängt aber von der Kopienlage ab. Ich hatte gerade einige Vorführungen zu „Amer„, die mit einer Blu-Ray vorgeführt wurden. Aber das ist eigentlich selten. Ich habe in anderthalb Jahren insgesamt wohl dreimal digitale Kopien vorgeführt. Es werden wohl aber mehr werden, weil ich einfach auch auf meinen Körper achten muss. Der Aufbau und das Herumfahren mit der Anlage sind sehr anstrengend.

Dann würde doch aber ein ganz wichtiger Anreiz deiner Vorführungen verloren gehen. Willst Du Dich davon über kurz oder lang trennen?
Nein, ich denke, da gibt es erstmal keine Richtung. Zur Open-Air Saison wird wieder alles auf 35 mm gespielt. Ganz sicher. Aber es gibt auch Filme, die ausschließlich nur digital rausgebracht werden, der Filmverleih Salzgeber & Co. Medien GmbH gehören zum Beispiel dazu. Ich bin mir sicher, dass auch „Mommy ist Coming“, der ab April im Programm läuft, nur über Blu Ray laufen wird.

Du veranstaltest zusammen mit der Markthalle IX und dem Speisenclub Neukölln auch das Gaumenkino, eine Art Augenschmaus, der kombiniert wird mit einem Menü, das zum Film passt.
Ja, die Markthalle IX hatte die Idee und ich habe mich dann an Cathrin Branders vom Speisenclub Neukölln gewendet. Die macht eine ganz außergewöhnliche Küche, teilweise auch privat in Wohnzimmern veranstaltet. Cathrin kocht dann immer ein Essen, das auf den Film abgestimmt ist, wie z.B. jetzt zum Guy Maddin Film „Saddest Music in the World“ das typische Essen während der großen Depression in den 30er Jahren: gebackene Bohnen mit Fleischbällchen.

Das Interview führte SuT

Weitere Infos und Termine unter www.nomadenkino.de

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