Korean Cinema Today im Haus der Kulturen der Welt

Unbekannt aber fashionable


Filmszene: "Breathless" von Yang Ik-june

Filmszene: "Breathless" von Yang Ik-june

„East is East and West is West, and never the Twain shall meet“. Der britische Schriftsteller Rudyard Kipling konnte sich bedauerlicherweise nicht vom Gegenteil überzeugen lassen, denn im Januar 1936 starb er an einer Gehirnblutung. Einige Jahre später brach der zweite Weltkrieg aus und veränderte das geopolitische Machtverhältnis, dennoch blieb Asien der große, mysteriöse Unbekannte. Dann kamen die 1950er und ein Film veränderte das kinematographische Weltbild nachhaltig – „Rashomon„. Die Geschichte von einem Räuber, der ein Ehepaar im Wald überfällt, die Frau vergewaltigt und eventuell den Mann umbringt, ist dank seiner radikalen Bildsprache, seiner narrativen Experimentierfreudigkeit und seines unwestlichen Umgangs mit dem Thema Liebe als zeitlos (gut) zu bezeichnen. Mit ihm gelang dem damals 30-jährigen Akira Kurosawa der internationale Durchbruch und Hollywood entdeckte das japanische Kino der Nachkriegsjahre. Mit dieser Entdeckung ging eine schematisierende, vereinfachende und verzerrende Kognition des asiatischen Kinos einher oder in Kurzform: Japan war gleich Asien.

Die Auswirkungen des Ganzen sind auch noch heute spür- und erkennbar. Das koreanische Kino ist nicht sehr bekannt. Dabei ist das Kino, das schon kurz nach der Jahrhundertwende aus dem Westen nach Korea kam, seit seiner Einführung ausgesprochen populär. Nicht wenige Künstler waren wie vernarrt, in der Filmindustrie Fuß zu fassen. Während der japanischen Besetzung (1910-1945) machten junge Filmemacher, die ihr Handwerk im Ausland erlernt hatten, wichtige Filme, die heute zum größten Teil verschollen sind. Manche dieser Streifen machten Propaganda für den japanischen Militarismus, aber es gab auch anti-japanische Filme wie das verlorene Werk „Arirang“ (1926). Nach dem Koreakrieg (1950-1953) durchlebte die südkoreanische Filmindustrie eine harte Zeit, weil alles zerstört und ein Neuanfang nötig war. Ein weiterer Grund ist die Natur Koreas: fast durchweg gebirgig, felsiges Gestein, niedrige Sträucher und schütteres Gras. Nirgends gibt es dichte Wälder. Allgemein ist in asiatischen Film die Erfahrung von Natur, die dem technischen Zugriff entzogen ist und scheinbar aus sich selbst heraus existiert, für den westlichen Kinobesucher mit einer gewissen Sehnsucht verbunden. Darüber hinaus kann man so die Differenziertheit einer nichtindustriellen Gesellschaft aufzeigen, die organisch wuchs und sittenstreng wie gläubig einem gnädigen, gerechten Herrn in Treue zugetan ist.

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