1. Israel Film Festival im Moviemento

Israelische Filmemacher stellen sich vor


"Ben´s Biography": Die wundersame Geschichte einer Kindheit und Jugend.

"Ben´s Biography": Die wundersame Geschichte einer Kindheit und Jugend.

Glücklicherweise reduziert das Filmfest die israelische Filmlandschaft nicht nur auf den Nahost-Konflikt. Einer der drei Filmemacher, die im Fokus des Filmfests stehen, ist Dan Wolman. Der Umgang mit Traumata und Störungen ist Thema von seinem Film „Ben’s Biography“ (2004). Ben, herzergreifend gespielt von Gal Zaid, ist Angestellter in einer Finanzbehörde und hat nach eigenen Angaben ein fast erotisches Verhältnis zu Zahlen. Sonst ist er eher kontaktscheu und vermeidet jeglichen direkten Körperkontakt mit seinen Mitmenschen, er zieht deshalb auch im Hochsommer Handschuhe an und klopft an jede Tür, bevor er sie öffnet. Bei Dan Wolman, Jahrgang 1941, stehen die Geschichten im Vordergrund. Er verzichtet auf Effekte und besondere Kamera-Einstellungen und gibt so seinen Charakteren maximalen Entfaltungsraum. „Ben’s Biography“ ist ein intelligenter und einfühlsamer Film über ein traumatisiertes Leben und erzählt davon, wie jemand den Mut findet, aus seinen gewohnten Bahnen und Zwängen herauszubrechen.
Von Dan Wolman werden zudem die Filme „Tied Hands“ (2006) sowie „Spoken with Love“ (2007) gezeigt. Er selbst wird beim Filmfest zugegen sein.

Die beiden anderen Filmemacher im Fokus sind Anat Even aus Tel Aviv und der in Berlin lebende Lior Shamriz, von denen ebenfalls je drei Werke gezeigt werden. Amos Guttman, Pionier des schwulen Films in Israel, hat zeit seines Lebens Filme über Homosexuelle und Außenseiter gedreht. Das Filmfest widmet dem 1993 an AIDS verstorbenen Filmemacher eine Werkschau und zeigt drei seiner Filme. In Aufbau und Machart erinnert Guttmans „Amazing Grace“ (1992) stark an eine Sitcom. Wir erleben ein paar Tage und Wochen im Leben Jonathans und lernen seine Beziehungen zu seinen Mitmenschen kennen. Vor allem seine Beziehung zu dem kranken, künstlerisch ambitionierten Thomas, der aus New York zu Besuch kommt. Anspielungen auf AIDS durchziehen den Film, obwohl das Wort kein einziges Mal fällt. Für die damalige Zeit ein mutiger Film. Das Israelische Filmfest zeigt auch zahlreiche zeitgenössische Filme, die sich mit dem Thema Homosexualität beschäftigen, darunter „Queer Love: Home movies“ und „The Marquis of Bnei Brak„.

Mit einem Tribut ehrt das Filmfest zudem den 2011 ermordeten Autor, Schauspieler und Begründer des Freedom Theater in Jenin, Juliano Mer-Khamis. Ergänzt wird das Festival zudem von drei Diskussionsrunden, die sich u.a. den Bereichen „Koproduktion“ sowie „Frauen in der Filmindustrie“ widmen und der Frage nachgehen, warum Berlin für israelische Künstler so attraktiv ist.

Judith Orland

Israel Film Festival Berlin, 18. bis 21 Oktober, Kino Moviemento, Programm unter www.israelfilmfestivalberlin.com

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