Lakino 2012 im Babylon Mitte

Geeignete Plattform


"La mirada perdida": Um den Schrecken vom Kind abzuwenden, öffnet eine Mutter ihrer Tochter eine Fantasiewelt. Foto: Damián Dionisio

"La mirada perdida": Um den Schrecken vom Kind abzuwenden, öffnet eine Mutter ihrer Tochter eine Fantasiewelt. Foto: Damián Dionisio

Das Lateinamerikanische Kurzfilmfestival hat sich zu einer festen Größe in der Hauptstadt gemausert und selbst unser regierender Bürgermeister schickte sich nun zu einem Grußwort an und „… begrüßt alle Besucher und die internationale Jury vom Lakino 2012 (…) Das Interesse an Lateinamerika ist groß in Berlin und der Film ein wichtiges Medium des Kulturaustauschs und der Begegnung zwischen den Kontinenten. Festivals wie das Kurzfilmfestival Lakino bieten Filmfreunden aus Berlin und Lateinamerika dafür eine geeignete Plattform. (…) und bietet ihnen die besondere Gelegenheit, Einblicke in die Vielfalt und den Reichtum filmischen Schaffens auf diesem faszinierenden Kontinent zu gewinnen.“ Wie recht er mal wieder hat, der Mann aus dem Roten Rathaus! An insgesamt fünf Tagen, vom 10. bis 14. Oktober, werden sich zahlreiche Kurzfilme im Babylon Mitte in zwei Kategorien messen und von zwei Jurys ausgezeichnet. In einer davon wird Joel Pizzini vertreten sein.

Er ist anerkannter brasilianischer Autor von kritischen Texten und war als Regisseur mit seinen Filmen, die sich an der Schnittstelle von kuratorischer und Regiearbeit bewegen, u.a. in Locarno und in Oberhausen vertreten. Aus Kolumbien stammt Sinara Perdomo, die in Toronto lebt, arbeitet und dort als Kuratorin zu den wichtigen Vertretern in der Kulturszene zählt. Sie gehört zu den Gründern des Festivals aluCine in Toronto und unterrichtet audiovisuelle Kunst an dem Ontario College of Arts. Das dritte Jurymitglied für den Wettbewerb „Official Competition“, Andrea D’Addio, stammt aus Italien und kann durch ihre journalistischen Arbeiten und Filmkritiken auf einen großen cineastischen  Erfahrungsschatz zurückgreifen. Die diesjährige Jury für die zweite Sektion des Festivals „Competition – Documentary“ besteht zum einen aus Uli Stelzner, der auch schon Landlehrer in Bolivien war und zum anderen aus Jurek Sehrt, der als Dozent am Lateinamerika Institut Berlin tätig ist.

Insgesamt werden in diesem Jahr Filme aus 27 Ländern zu sehen sein, die nicht nur aus lateinamerikanischen Ländern stammen, sondern sich auch und gerade mit dem Thema Lateinamerika auseinandersetzten. Die Auswahl der beiden besten Arbeiten aus über 50 Filmen, die so ziemlich alle Genres bedienen, dürfte den Juroren da nicht gerade leicht fallen. Neben einigen Spielfilmen, die auch etwas länger als ein Kurzfilm sein werden, gibt es Dokumentar-, Animations- und Experimentalfilme.

Ein besonderes Augenmerk liegt in diesem Jahr auf dem Land Ecuador. Insbesondere möchte das Festival, jährlich wechselnd, Talente aus einem bestimmten lateinamerikanischen Land finden und präsentieren. So soll dem Filmnachwuchs beim Festival die Möglichkeit geboten werden, Arbeiten einem großen und internationalen Publikum in Berlin vorzuführen. Interessant wird wohl auch die Retrospektive zur Grupo Chaski aus Peru sein. Vor 30 Jahren wurde diese Künstlerplattform gegründet und gewann insbesondere in den 80er Jahren große Bedeutung. Mit der Verfilmung von „Stadt der Hunde“ von Mario Vargas Llosa, erlangte sie auch internationale Berühmtheit, behandelten ihre Arbeiten doch vor allem sozial-politische Themen Perus aber auch ganz Lateinamerikas. Filme wie „Gregorio“ (1984), „Juliana“ (1988) oder der Dokumentarfilm „Miss Universo en Perú“ (1982) geben einen intimen Einblick in die peruanische Kultur.

Kinder und Jugendliche kommen bei dieser Festivalausgabe sicher auch nicht zu kurz. Die Sektion „LakinoKids“ offeriert mehr als ein rein cineastisches Programm. Man darf sich also ob der Tristesse des Berliner Herbstes auf ein schillerndes Filmfest im Babylon freuen!

Sven Bruelke

INTERVIEW MIT DER FESTIVALPRODUZENTIN ANDREA HERDA MUNOZ

Lakino 10. bis 14. Oktober, Babylon Mitte, Programm unter www.lakino-bln.com