Ein Lunch, ein Händedruck, ein Film


Paul Verhoeven im Rahmen der "Berlinale Talent Campus Masterclass" im Hau

Paul Verhoeven im Rahmen der "Berlinale Talent Campus Masterclass" im Hau. Foto: Berlinale

Die wohl berühmteste Verhörszene der Filmgeschichte ist die, in der Sharon Stone vor Michael Douglas ihre braungebrannten Beine übereinander schlägt und für einen kurzen Augenblick keinen Zweifel daran lässt, dass das Tragen von Unterwäsche nicht zu ihren Angewohnheiten gehört. Der Schöpfer dieser Szene ist der Holländer Paul Verhoeven, der neben dem Thriller „Basic Instinct“ auch Regie bei Blockbustern wie „Robocop„, „Total Recall“ oder „Starship Troopers“ führte. In dem vollen Saal im Hebbel am Ufer tauchte er am Sonntag im Rahmen des Berlinale Talent Campus als gut gelaunter Mitsiebzigerauf, der das Publikum anderthalb Stunden mit Anekdoten und Insiderwissen über das Leben im Hollywood der Neunziger fütterte.

So berichtet er, dass er lange darum kämpfen musste, Sharon Stone als zu dieser Zeit noch recht unbekannte Schauspielerin für „Basic Instinct“ zu besetzen. Die Produzenten hätten es lieber gesehen, wenn Michelle Pfeiffer die Rolle der Autorin Catherine Tramell bekommen hätte. Oder wie es zu der Zusammenarbeit mit Arnold Schwarzenegger in „Total Recall“ kam: „Arnold wollte unbedingt einen Film zu dem Buch machen“, berichtet Paul Verhoeven, „also kaufte er die Rechte und heuerte mich als Regisseur an.“ Schwarzeneggers Agent schickt ihm eines Morgens das Buch, rief an und fragte, ob Verhoeven und Schwarzenegger sich am gleichen Mittag noch treffen könnten. „Wir aßen Lunch, gaben uns die Hand und danach machten wir den Film“.

Wer in Hollywood arbeite, so Verhoeven, dürfe sowieso nicht zu sehr an seiner europäischen Erziehung kleben. „Höre auf die Leute, mit denen Du zusammen arbeitest, sie haben eventuell auch gute Ideen“, sagt er fröhlich. Überhaupt rät er den jungen Filmemachern im Zuschauerraum, solle man nicht zu sehr an seinen festen Vorstellungen kleben: Vielmehr gehe es darum, beim Dreh offen zu bleiben, die Natur, die Gegebenheiten vor Ort, das Team und selbstverständlich auch das Budget mit einzubeziehen und zu sehen, was wirklich wichtig ist und welche Szenen eventuell auch anders inszeniert werden können, als man es sich zuhause ausgemalt hat.

Es ist erfrischend, aber ein wenig deprimierend, wie Verhoeven von den Produktionsbedingungen spricht, die es zur Zeit der großen Hollywood-Blockbuster in den Achtzigern und Neunzigern noch gab. Auf die Frage eines Zuhörers, warum es denn heute keine guten, sozialkritischen Science-Fiction-Filme mehr gebe, wird er denn auch plötzlich sehr ernst: „Die Angst der Studios, heutzutage alles falsch zu machen, ist der Grund. Nichts darf mehr schief gehen in so einem Millionenprojekt , der finanzielle Verlust wäre zu hoch. Es darf nicht der Schatten eines Zweifels an dem Projekt auftauchen.“ So sei es auch ganz verständlich, dass heutzutage lieber Remakes von altbewährten Stoffen gedreht würden.

Wie recht er damit hat, beweist seine eigene Filmographie: „Total Recall“ kam erst vor einigen Monaten als Remake in die Kinos, der Neustart von „Robocop“ ist für 2014 angesetzt und das Remake von „Starship Troopers“ ist ebenfalls in Arbeit. „Und in Holland machen sie aus meinen Filmen Musicals“ scherzt der Regisseur.

Cosima Grohmann